Außenbau

Erstaunlich unkonventionell für die damalige Zeit ist die offene Zurschaustellung des unverkleideten Eisenbetongerüstes, das die Abfolge der Stockwerke und die Gliederung der großformatigen Fensterachsen bestimmt. Der fast grob wirkende Sichtbeton erzeugt eine neuartige Ästhetik des Baumaterials, die durch den fast vollständigen Verzicht auf architektonisches Ornament nochmals gesteigert wird. Ein nüchterner Habitus, der die sachliche Formensprache des Neuen Bauens in den zwanziger Jahren vorwegnimmt, ist an der von den Straßenfronten abgewandten Rückseite zu erkennen. Trotz der modernen Artikulation des Außenbaus verzichtete Littmann nicht auf das überlieferte Motivrepertoire der Architekturgeschichte. Den Präpariersaal schloß er mit einer Segmentkuppel ab und für die Stockwerksgliederung benutzte er Lisenen und Gesimse.

Innenraum

Ein schmuckloser und strenger Eindruck kennzeichnet das Innere der einzelnen Haupträume, deren medizinische Zweckbestimmung bei der jeweiligen Gestaltung im Vordergrund stand. Die einzige Ausnahme bildet das weiträumige Vestibül, das mehrere antikisierende Bildhauerarbeiten aufweist. Der Höhepunkt dieser skulpturalen Ausstattung ist eine Sphinx aus dunklem Syenit, die am Treppenaufgang zu den oberen Geschossen gleichsam zu thronen scheint.

Architektonische Würdigung

In seiner ursprünglichen Erscheinungsform fast vollständig erhalten, dokumentiert die Neue Anatomie von Max Littmann eine für die moderne Münchner Architektur bis zum Ende der zwanziger Jahre typische Haltung, die zwischen Tradition und Neuerung eine baukünstlerische Synthese suchte.

Literatur

Neue Anatomie / Teil 3