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  Francesco di Giorgio Martini
Codex Magliabechiano
fol. 32


 
 
 
   
  Francesco di Giorgio Martini
Codex Magliabechiano
fol. 42 verso

 
     
 
Lektion II: Antike Grundlagen der Baukunst

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II / Kap. 1
 
  An Vitruvs Ausführungen zur Analogie von menschlichem Körperbau und architektonischer Proportionierung knüpften die Theoretiker der Renaissance an, als sie ihrer Proportionslehre eine anthropometrische Grundlage gaben. Und generell wurde die Baukunst der frühen Neuzeit anthropomorph, das heißt: sie ist grundsätzlich auf den Körper des Menschen und sein menschliches Körpergefühl bezogen.
Darin besteht ein epochaler Unterschied zur Architektur des Mittelalters. Hochschießende Steilräume oder überlängte Dienste wie in der Kathedralgotik sind mit diesem Konzept nicht mehr vereinbar.

Der Künstler und Architekturtheoretiker Francesco di Giorgio Martini insistierte in seinen handschriftlichen Traktaten aus den Jahren um 1490 besonders auf diesem Punkt. Um den anthropomorphen Bezug zu verdeutlichen, zeichnete er sogar menschliche Gestalten in die architektonischen Formen ein:

eine junge Frau als Analogon zur ionischen Säule, wobei der Kopf dem Kapitell, die Füße der Basis und der Körper dem Schaft der Säule entsprechen;
eine männliche Gestalt, in den Grundriß einer Kirche einbeschrieben, wobei der Unterkörper dem Langhaus und der aufwendige Vierungsbereich dem Oberkörper entspricht.
 
 
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