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Unter
Berufung auf Vitruv konnten Rang und Stellenwert der Architektur aus
dem Bereich der praxisbezogenen mittelalterlichen Bauhütten gelöst
werden. Die Baukunst wird mit einem eminenten Selbstbewußtsein
ausgestattet, denn nach Vitruv übt der Architekt nicht eine der
niedrigeren 'artes mechanicae' aus, sondern er verfügt über
ein umfassendes Wissen, das aus praktischer Tätigkeit und geistiger
Arbeit erwächst. Es befähigt ihn, alle anderen Künste
zu beurteilen. Architektur ist eine Wissenschaft, und das heißt:
sie ist lehr- und lernbar; mit klaren Kriterien befähigt sie
zum begründeten Urteil, und sie erschließt sich auch den
interessierten Laien und den Auftraggebern.
Daher ändert sich das Berufsbild: in einer langjährigen
Ausbildung erlernt der Architekt verschiedenste Wissensgebiete, darunter
Arithmetik und Geometrie oder Geschichte und Philosophie, alles zum
Nutzen seiner architektonischen Tätigkeit.
Vitruv schreibt der Architektur explizit einen Primat über andere
Wissenschaften und Künste zu: sie ist der "summum templum
architecturae".
Als Beleg dafür stehen Ihnen links drei Schlüsselpassagen
aus Vitruv als Zitat zur Verfügung.
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