Kunstepoche anzuschließen gesucht, welche ihrem
natürlichen Drange am meisten entsprach. Die Liebe
zum vaterländischen Alterthum wurde im allgemeinen,
wie bei ihnen insesondere, immer herrschender. [...]
Es genügt hier zu bemerken, daß sie nicht
lange bei der Nachahmung verweilten, sondern in den
Äußerlichkeiten die Natur gründlicher
studierten und vielmehr das geistig Charakteristische
und Volksthümliche unserer alten Meister aufzufassen
suchten, um dadurch ihre eignen Ansichten auszubilden.
Dabei erkannten sie, daß ein Künstler hauptsächlich
nur volksthümlich wirken soll, und verließen
die fast ausschließlich üblich gewordenen
Darstellungen aus der griechischen und römischen
Geschichte und Mythologie, um Gegenstände zu behandeln,
welche auf unsere vaterländische Geschichte und
Religion Bezug haben. [...]
In denselben Jahren trafen sich aus verschiedenen Gegenden
Deutschlands mehrere junge Künstler in Wien, um
sich auf der dortigen Akademie zu bilden. Allein zum
ernsten, aufrichtigen Bestreben von Jugend auf angehalten,
fühlten sie bald die Leere des Unterrichts, welchen
sie genossen, ohne jedoch recht zu wissen, was sie eigentlich
wollten. Damals wurde wieder die Kaiserliche Gallerie
eröffnet, und auf einmal ward ihnen klar, wie groß
die Vorzüge einiger dort befindlichen altdeutschen
Gemälde sind, die ihrer Behandlungs- und Auffassungsweise
nach ganz von denen auf der Akademie gelehrten Grundsätzen
abweichen; sie verließen daher die Akademie und
suchten sich nach den alten deutschen und italienischen
Meistern zu bilden. [...]
[...]
Der Wunsch, den Studien besser und ungestörter
leben zu können, so wie eine durch alten Gebrauch
erzeugte Sehnsucht junger Künstler nach dem Lande
Italien, vereinigte nach und nach auch die meisten bis
jetzo genannten Maler, denen sich seitdem noch manche
andere zugesellten, in Rom. [...] Nicht minder entscheidend
wirkte auf unserer Künstler Ausbildung das genauere
Studium der altitalienischen Meister, und es ist sehr
begreiflich, wie bei der einmal gefaßten Richtung
der Maler, welche den im Kunstwerk sich aussprechenden
Gedanken höher schätzten, als die Erfüllung
conventioneller Regeln oder selbst die Vollkommenheit
in der Nachbildung der Äußerlichkeiten, sie
auch die ältern Werke, wie z. B. einestheils die
von Giotto bis zu Orgagna und Fiesole und Masaccio,
so wie anderntheils die des Benozzo Gozzoli bis Perugino
und Ghirlandajo in gewissen Hinsichten eben so sehr
ansprachen, als die der blühendsten Epoche. [...]
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