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Blechen, Selbstbildnis, nach 1835

Subjektive und objektive Landschaftsauffassung, Stimmungsmalerei und Wissenschaft: Carus, Dahl und Blechen

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde noch gezweifelt, ob es notwendig und richtig sei, die Landschaftsmalerei an den Akademien zu lehren. Ein halbes Jahrhundert später war dieser Unterricht an allen Akademien fest etabliert. Auf dem Weg zur akademischen Anerkennung hat die Landschaftsmalerei vielfältige Strategien entwickelt, um den Anschluß an die hohe, wahre Kunst zu erreichen. Der Rekurs auf die Tradition, von Hackert und Reinhart unternommen, wurde bereits in Lektion 2 behandelt. Nach der romantischen Landschaftsmalerei von Runge und Friedrich trat die Entwicklung um 1820 in ein neues Stadium, welches mehrere konkurrierende Optionen hervorbrachte. Da war zum einen die Malerei des Mediziners, Naturwissenschaftlers und Malers Carl Gustav Carus (1789-1869), der mit seinen von ihm selbst so bezeichneten "Erdlebenbildern" versuchte, die Kunst mit der zeitgleich prosperierenden wissenschaftlichen Erkenntnis um

geologische Prozesse in Einklang zu bringen. Den Weg, den seine künstlerisches Denken zu diesem Ziel hin nahm, soll in dieser Aufgabe untersucht werden.
Wesentlich zukunftsweisender waren Maler wie Carl Blechen, der mit seiner Kunst allerdings ein ungeheures Risiko eingegangen ist, weil es nicht auf eingespielte Sehgewohnheiten des Publikums Rücksicht nahm. Er mutete dem Betrachter zu, auf den Ausstellungen der Berliner Kunstakademie Skizzen als vollgültige Kunstwerke zu akzeptieren.
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, waren Skizzen nach damaligem Verständnis Vorstufen im Werkprozeß, Studienmaterialien auf dem Weg zum fertigen Bild. Blechen gehörte nicht zu den ersten in Deutschland, der die Skizze pflegte, er hatte jedoch als erster den Mut, sie auch öffentlich zu zeigen. Die Begegnung mit Johann Christian Clausen Dahl, der in den 1820er Jahren in Italien gearbeitet hatte, ließ Blechen mit Ölskizzen beginnen.
Italien war das Land, in dem die Ölskizze zuerst gepflegt wurde. Ahnherr der Ölskizze ist der Franzose François Desportes (1661-1743), am Beginn einer dann ununterbrochenen Tradition stand der Engländer Thomas Jones (1743-1803). Am wichtigsten sind die Ölskizzen von Pierre-Henri Valenciennes (1750-1819), der von den 1760er bis 80er Jahren

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