Apelles
& Campaspe
"Als
er (Alexander) nämlich veranlasst hatte, dass eine von ihm
ganz besonders geliebte Nebenfrau, namens Pankaspe (Campaspe) wegen
ihrer bewunderungswürdigen Gestalt von Apelles nackt gemalt
werde, und dabei beobachtete, dass dieser, indem er gehorchte, selbst
in Liebe entbrannte, gab er sie ihm zum Geschenk - groß durch
seine Gesinnung, noch größer durch seine Selbstbeherrschung
und durch diese Tat nicht weniger bedeutend als durch irgendeinen
anderen Sieg." (Plinius
d. Ä., Naturalis
Historiae XXXV, § 86)
Den
antiken literarischen Quellen zufolge war Apelles der bedeutendste
Maler des Altertums. Er lebte in der zweiten Hälfte des 4.
Jahrhunderts v. Chr. und war der bevorzugte Maler Alexanders des
Großen, der bestimmte, dass nur Apelles Porträts von
ihm anfertigen durfte. Diese Wertschätzung durch den Herrscher
machte den Maler seit der Renaissance zum prädestinierten Vorbild
der Künstler, die ihre Rolle in der Gesellschaft legitimieren
wollten.
Die Anekdote von Apelles und Campaspe wird häufig zitiert und
dargestellt, da sie die große Aner-kennung eines Herrschers
für seinen Hofmaler zeigt, dessen künstlerische Fähigkeiten
hochgeschätzt sind, und der deshalb eine bedeutende gesellschaftliche
Stellung hat. Im Paragone
wird die Anekdote auch als Nachweis für die Höherstellung
der Malerei gegenüber der Bildhauerei angeführt.
Baldasar Castiglione schreibt in seinem 1528 erschienenen "Il
Libro del Cortegiano" (§ 52):
"Deswegen erscheint mir die Malerei edler und kunstvoller
als die Bildhauerei, und ich meine, dass sie auch bei den Alten
von höherer Vortrefflichkeit als anderes war, was man noch
an einigen kleinen verbliebenen Überresten sieht, vorzüglich
in den Grotten von Rom. Viel deutlicher aber kann man es aus den
alten Schriften erkennen, in denen sich sehr ehrenvolle und häufige
Erwähnungen von Werken und Meistern finden, aus denen man ersieht,
wie sehr diese bei großen Herren und im Staate stets geehrt
waren. So liest man, dass Alexander den Epheser Apelles so sehr
liebte, dass, als er diesen eine ihm sehr teure Frau (Campaspe)
nackt malen ließ..."
[AG]
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