Apelles - Angelika Kauffmann

Angelika Kauffmann (1741-1807)
Alexander überlässt Apelles seine Geliebte Kampaspe, 1783
Öl/Kupfer, Ø 33 cm
Bregenz, Amt der Landeshauptstadt, Kultur

Ein meist übergangener Aspekt der Legende von Apelles und Campaspe rückt in dieser Darstellung in den Vordergrund: die Rolle der Campaspe als Modell und Muse des Malers. Bei den meisten anderen Darstellungen der Legende wird ihren Empfindungen wenig Beachtung geschenkt. Zwar erwähnt bereits Plinius, dass Campaspe nun nicht mehr Geliebte eines Königs, sondern nur noch eines Malers sei -
wir erfahren aber nicht, wie die "Verschenkte" selbst über den Handel denkt. Angelika Kauffmann liefert mit ihrer einfühlsamen Darstellung ihre Inter-pretation der Szene: Campaspe ist in der Bildmitte gezeigt, sie sitzt bei Alexander und ihr Blick verrät Ergebenheit und Hingebung. Durch die Geste ihrer Hand, die auf dem Herz liegt, weist sie auf ihre Gefühle für Alexander hin. Die beiden Männer jedoch sind in ihr Gespräch vertieft und beachten Campaspe nicht.
Die Schweizer Malerin Angelika Kauffmann (1741-1807) verbrachte viele Jahre in Rom und orientierte ihre klassizistische Malerei an den Idealen von Antike und Renaissance. Sie nimmt in diesem Bild wahr-scheinlich Bezug auf ein um 1520 entstandenes Gemälde Raffaels. Es zeigt seine Geliebte und Muße "La Fornarina" mit dem gleichen Gestus der Hand. Die "Fornarina" galt im 18. Jh. als das Idealbild der Künstlergeliebten. Mit diesem Bezug betont Angelika Kauffmann die Rolle der Campaspe, die von der Geliebten des Herrschers zur Muße des Malers gemacht wird, ohne dass ihre wahren Empfindungen dabei berücksichtigt werden. [AG]

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