I
Die Erde schweigt mit tiefem, tiefem Trauern,
Vom leisen Geisterhauch der Nacht umflüstert;
Horch, wie der Sturm in alten Eichen knistert
Und heulend braust durch die verfall'nen Mauern.
Auf Gräbern liegt, als wollt' es ewig dauern,
Ein tiefer Schnee, der Erde still beschwistert,
Und finstrer Nebel, der die Nacht umdüstert,
Umarmt die Welt mit kaltem Todesschauern.
Es blickt der Silber-Mond in bleichem Zittern
Mit stiller Wehmuth durch die öden Fenster;
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Auch seiner Strahlen sanftes Licht verglüht!
Und leis und langsam durch des Kirchthors Gittern
Still wie das Wandern nächtlicher Gespenster,
Ein Leichenzug mit Geisterschritten zieht.
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II
Und plötzlich hör ich süße
Harmonieen,
Wie Gottes Wort, in Töne ausgegossen,
Und Licht, als wie dem Kruzifix entsprossen,
Und meines Sternes Schimmer seh' ich glühen.
Da wird mir's klar in jenen Melodieen:
Der Quell der Gnade ist in Tod geflossen,
Und jene sind der Seligkeit Genossen,
die durch das Grab zum ew'gen Lichte ziehen. -
So mögen wir das Werk des Künstlers
schauen.
Ihm führte herrlich zu dem schönsten
Ziele
Der holden Musen süße, heil'ge Gunst.
Hier darf ich kühn dem eig'nen Herzen trauen:
Nicht kalt bewundern soll ich - nein ich fühle,
Und im Gefühl vollendet sich die Kunst.
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