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Zeitgeschichtliche Themen in
der Bildkunst der Revolution
In den Jahren der Revolution entstand eine Vielzahl von Bildern,
die das Geschehen illustrativ begleiteten bzw. kommentierten.
Den weitaus größten Teil stellen druckgraphische
Blätter. Die Bildinhalte reichen hierbei von einer bloßen
Ereignisschilderung ohne künstlerischen Anspruch bis
zu aufwendigen Darstellungen, die das Geschehen in überhöhter
oder gar allegorischer Form zeigten. Diese Bilder mußten
wie ein Historienbild aus dem ancien régime,
das man überwunden zu haben glaubte, gelesen werden.
Die hohe Bildsprache wurde auch in der Karikatur verwendet,
die mit dem traditionellen Vokabular revolutionäre Bildaussagen
zu schmieden vermochte.
In der Revolutionszeit galt die Historienmalerei nach wie
vor als vornehmste Gattung, die sich jedoch nun zeitgenössischen
Themen zuwandte. So neu diese Tatsache auch war, läßt
sie sich dennoch mit einer bereits bekannten Tendenz der Historienmalerei
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des 18. Jahrhunderts in Beziehung
setzen. Wurde die vormals auf die Antike gerichtete Historienmalerei
seit der Mitte des 18. Jahrhunderts um Themen aus dem
Mittelalter, der Renaissance und dem Barock bereichert,
so verkürzte sich die zeitliche Differenz zwischen
dem Ereignis und seine Übersetzung ins Bild ein weiteres
mal in der Revolution: die Historienmalerei zeigte nicht
mehr die Vergangenheit, sondern die Gegenwart. Eine Historienmalerei,
die sich einer zeitgenössischen Thematik annimmt,
steht vor der Gefahr, in eine bloße Reportage abzugleiten,
da die zeitgenössischen Betrachter zugleich Zeitzeugen
des Ereignisses waren. Die Reportage konnte keinen Anspruch
darauf erheben, exemplarische Historie zu sein. Daher
muß die Form den tagespolitischen Gegenstand nobilitieren,
um ihn zu Kunst im klassischen Sinn werden zu lassen. |
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