Die Raumform
Rotunde hatte die Theoretiker der Renaissance-Architektur auch nach
Alberti intensiv beschäftigt. Ein Beispiel dafür aus dem
späten 15. Jahrhundert ist ein Blatt aus dem Architekturtraktat
des Francesco di Giorgio Martini, das antike Rundtempel in Rekonstruktionen
zeigt - die grundlegende Raumform Rotunde in mehreren Varianten.
An Studien wie diese knüpfte Bramante
an, als er wenige Jahre vor dem Baubeginn von St. Peter den kleinen
Tempietto bei San Pietro in Montorio entwarf - ein Memorialbau über
dem angeblichen Ort des Martyriums.
Als Vorbild spielte hier auch der antike Rundtempel mit einer kreisrunden
Cella und einem umlaufenden Säulenkranz eine Rolle (Beispiel:
der sog. Vesta-Tempel am Forum Boarium in Rom). Im Unterschied dazu
ließ Bramante aber über dem Säulenkranz eine Tambourkuppel
hervortreten, wodurch er das Thema der Rotunde auch am Außenbau
deutlich herausgestellt hat.
Das sichere Formgefühl und die vollendete Proportionierung
ließen den Tempietto in den Augen der Zeitgenossen zum Inbegriff
für die Wiedererstehung der 'guten und schönen Architektur'
werden.
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