5. Arbeitsaufgabe
Nicht wenige Zentralbauten aus Renaissance
und Barock sind als Auseinandersetzung mit der Architektur von St.
Peter in Rom zu beurteilen. Insbesondere in Gestalt der Vierung
mit ihrer hohen Kuppel war dort ein Typus geprägt worden, der
in der Folge vielfach übernommen und modifiziert wurde.
Die Anlehnung an St. Peter kann sogar den Charakter
einer inhaltlichen Aussage gewinnen, in der politische Ambitionen
ihren Ausdruck finden. So verhält es sich bei zwei bedeutenden
Kirchenbauten des Barock: dem Invalidendom in Paris (1677-1706)
und der kaiserlichen Patronatskirche St. Peter in Wien (1702-1712).
Die Initiatoren, König Ludwig XIV. und Kaiser Leopold I., waren
Protagonisten in einem politischen Gegensatz, der zum spanischen
Erbfolgekrieg geführt hat. Der Bezug auf die wichtigste Kirche
der katholischen Christenheit war in diesem Szenario ein Politikum.
Wer solchen Fragen zur Architekturpolitik nachgehen
will, der hat zunächst in einem ersten Schritt die Zusammenhänge
zwischen den Bauten zu klären. Darin besteht die Arbeitsaufgabe
dieser Lektion: An den beiden Kuppelräumen wäre aufzuzeigen,
worin jeweils die Analogien zu St. Peter in Rom bestehen; in einer
präzisen Analyse sollten aber auch die Modifikationen und die
neuen Ideen der Architekten zutage treten.
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