Pygmalion
Eine
der bekanntesten Künstlermythen aus der Antike ist die in Ovids
"Metamorphosen"
erzählte Geschichte von Pygmalion. Der Bildhauer, von den
Frauen enttäuscht, verliebt sich in eine von ihm geschaffene
Statue, in späteren Adaptionen Galatea genannt. Auf seine Bitte
hin wird diese von Venus zum Leben erweckt. Dieser Mythos ist die
poetisierte Version vom Traum der Künstler von der Beseelung
ihrer Schöpfung und wurde nicht nur in der bildenden Kunst,
sondern auch in Literatur und Theater immer wieder thematisiert.
Im Mittelalter fand man Pygmalion in moralisierenden Schriften wie
dem "Roman de la Rose" und dem sogenannten "Ovide
moralisé", während man sich in der Renaissance
wieder dem Originaltext zuwandte und ihn auch kritisch als Warnung
vor der Überschätzung der eigenen Werke sah.
Im Zeitalter des Barock wurde das Thema als "Kunst zwischen
Natur und Nachahmung" in zahlreichen Theaterstücken, Opern
und Ovid-Kommentaren (z.B. Nicolas Renouard, Pierre du Ryer) behandelt.
Schließlich entstanden im 18. Jahrhundert Voltaires "Pygmalion"
(1719), eine gleichnamige Oper von Rameau (1748) und Jean Jaques
Rousseaus "Scène lyrique Pygmalion" (1771), alles
unter dem Motto "Pygmalion - die Macht der Kunst und der Liebe".
In
den bildenden Künsten wurde diese Bildhauerlegende vor allem
in der Malerei thematisiert - ein interessanter Tatbestand im Wettstreit
der Künste. Obwohl nur die Materialität der Statue den
Mythos der Verlebendigung zulässt, kann man diese Wandlung
in der Malerei sehr viel einfacher darstellen, als in der Skulptur.
Lediglich einem Bildhauer wie Etienne-Maurice Falconet gelang es,
dem Thema auch im Medium der Plastik gerecht zu werden. [DB]
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