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Manet, Charles Baudelaire, 1867/68


Charles Baudelaire

Charles Baudelaire (1821-1867), den Sie schon in der Aufgabe 4b im Zusammenhang mit Delacroix kennengelernt haben, war nicht nur Kunstkritiker, sondern einer der einflußreichsten Lyriker des 19. Jahrhunderts. Seine auch formal neuen Werke thematisieren in bislang unerhörter Art das Leben, wie man es nur in den Abgründen der Metropolen kennenlernen konnte. Geradezu davon besessen, das Leben in allen Facetten auszukosten, zeugen die Gedichte seiner 1857 erschienenen Sammlung Les fleurs du mal vom Schwanken zwischen Weltekel und Sinnenlust.

Obwohl Baudelaire eng mit Manet befreundet war, hat er ihn nicht mit einer monographischen kunsttheoretischen Schrift behandelt. Dennoch lassen sich weitgehende Übereinstimmungen, aber auch bezeichnende Unterschiede feststellen, die in den Texten Baudelaires ausgedrückt sind und in den Bildern Manets aufscheinen.

Die Kritik des Salon 1859 enthält nur indirekt Bezüge zum Werk Manets. Baudelaire entwickelt hier aber ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung der Malerei seiner Zeit. In diesem Zusammenhang sind seine Ausführungen zum Verhältnis von Photographie und Kunst höchst bemerkenswert.

Zum Inbegriff eines modernen Künstlers erhob Baudelaire den heute weitgehend unbeachteten Zeichner Constantin Guys (1802-1892), den Manet ebenfalls schätze. Manet portraitierte noch den etwa achtzigjährigen Künstler kurz vor seinem eigenen Tode. Guys arbeitete in den 1850er Jahren für die Illustrated London News als bildnerischer Kriegsberichterstatter. Darüber hinaus hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, die Ereignisse an den Höfen in London und Paris sowie das Leben eleganter Männer und modisch gekleideter Frauen skizzenhaft zu protokollieren - heute sind davon noch ca. 800 Zeichnungen erhalten. Die Abhandlung Le peintre de la vie moderne erschien Ende 1863 in mehreren Teilen in Le Figaro. Baudelaire hat hierbei das historische Verdienst, den Begriff der „modernité“ als einer der ersten im Französischen verwendet zu haben. Der Text ist im übrigen so bemessen, daß von der Würdigung Constantin Guys’ noch einiges übrig bleibt.

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