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Feuerbach, Mandolinenspielerin, 1865

Deutsche Malerei von 1860 bis 1870

Zeitgleich mit den großformatigen Bildern eines Kaulbach, Piloty und Makart sowie mit den Werken Menzels kam in den 1860er Jahren eine Malerei auf, die einerseits die Entwicklung des Realismus weiter vorantrieb, andererseits eine erneute Hinwendung zum Idealismus vornahm. Die Maler, die in dieser Lektion untersucht werden, sind weitestgehend Einzelgänger gewesen, die sich abseits der Kunstzentren hielten und die hohe Gattung der Historienmalerei gar nicht oder nur mit einem gebrochenen Verhältnis zu ihr pflegten.
Zum letzten Mal in der deutschen Malerei ist Italien das Land, welches die geistige Grundlage für das Wirken bedeutender Maler abgab. Die Kunst der sog. Deutsch-Römer, unter denen Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach und Hans von Marées (1837-1887) als die Großen herausragen, ist, obwohl sie untereinander lebhaften Verkehr hatten, von den Eigenarten ihrer verschiedenen Charaktere geprägt. Zu diesem Kreis sind auch noch der Kunstschriftsteller Konrad Fiedler (1841-1895) zu zählen und Adolf von Hildebrand

(1847-1921), der Hauptvertreter neoklassizistischer Plastik im ausgehenden 19. Jahrhundert. Fiedler hat sowohl Marées als auch Hildebrand über Jahre hinweg finanziell unterstützt. Einen weiteren wichtigen Förderer fanden die drei Maler in Adolf Friedrich von Schack, der neben spätromantischer Malerei die der Deutsch-Römer in seiner Münchner Sammlung zusammentrug, die noch heute als Museum für sich besteht.
Böcklin und Feuerbach haben anfänglich an der Düsseldorfer Akademie gelernt, Marées an der Berliner, doch treten ihre Ausbildungsstätten und das, was sie dort an Vorbildern kennengelernt hatten, vor dem Eindruck Italiens in den Hintergrund. Böcklin und Feuerbach haben überdies eine Zeit in Frankreich verbracht.
Für Wilhelm Leibl (1844-1900) hat die französische Kunst schon eine größere Rolle gespielt, doch war sie nicht die einzige Quelle seines Schaffens. Die holländische Malerei hat er ebenso wahrgenommen. Schon während seiner Studienzeit in München hat er Kommilitonen um sich geschart, die den sog. Leibl-Kreis bildeten. Zu ihnen gehörten unter anderem Wilhelm Trübner (1851-1917), Johann Sperl (1840-1914) und Carl Schuch (1846-1903), dessen Werk hier neben Leibl steht. Dieser Zirkel bestand nur während weniger Jahre, von 1871 bis 1873, doch haben sich die Künstler noch

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