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Kunstwürdigkeit der Gattung gegolten hatten.

Die offizielle Kunstwelt sollte es ihnen nicht danken. Maler wie Rousseau hatten bis in die Jahrhundertmitte hinein größte Schwierigkeiten, ihre Produkte überhaupt der Salonöffentlichkeit zu präsentieren. Immer wieder wurde ihr Ansinnen abgelehnt, ihre Werke hier dem Urteil des Publikumsgeschmacks zu überantworten. Nur ganz selten ließ die konservative Jury ihre Werke an dem einzigen Ort im französischen Kunstleben zu, an dem ein Maler bekannt werden konnte. Rousseau etwa erwarb sich den zweifelhaften, aber dem Modernisten auch zuträglichen Titel des "grand refusé". In der Kompromißlosigkeit seiner Schöpfungen war er allen denjenigen ein Dorn im Auge, die an den von all den Bertins und Michallons fortgesetzten Formeln der klassizistischen Landschaftsmalerei festhalten wollten.

Mehr Erfolg als Rousseau hatte Corot, der dem traditionellen Ideal dort verbundener blieb, wo er zwischen Skizze vor der Natur und eigentlichem Bild einen deutlichen Unterschied machte. Bei

Rousseau ist zu beobachten, daß seine großen Bilder teilweise skizzenhafter, dem atmosphärischen Natureindruck näher sind als jede Skizze. Von der Kritik wurden solche Werke als unfertig angesehen und abgelehnt. Corot dagegen verhielt sich insofern konservativ, als er zwar – meist in den Sommermonaten – intensiv vor der Natur arbeitete, sich im Winter dann aber ins Atelier zurückzog, um dort aus dem gesammelten Material "fertige" Bilder zu machen, Bilder also, die im klassizistischen Sinne ihren Naturalismus verloren hatten und durch Komposition aufgewertet wurden. Ein berühmtes Beispiel haben wir in den beiden Ansichten des Pont de Narni vor uns. Einmal handelt es sich ganz offensichtlich um eine Studie vor der Natur, das andere Mal um ein ausgearbeitetes Bild, das die Eindrücke der Studie zwar übernimmt, aber doch auch entschieden abwandelt. Die 1826 entstandene Studie ist klein (34 x 48 cm) und auf Papier gemalt, das fertige Bild deutlich größer (68 x 95 cm) und auf Leinwand. Wichtiger sind die Gestaltungsunterschiede. In der Studie sind erstens die Farben heller und lichtdurchtränkter. Im ausgeführten Bild
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