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Buttura, Porträt Paul Delaroche, 1849


Paul Delaroche

Schon seit den Tagen des Empire tauchen in der französischen Malerei Themen auf, die von der Öffentlichkeit als innovativ aufgenommen werden. Die sogenannten Troubadour-Maler verarbeiten Stoffe aus der nachantiken, häufig mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Geschichte, die sie mit viel Lokalkolorit und historischer Korrektheit in Kostüm und Ausstattung wiedergeben. Auch berühmte Maler wie Delacroix und Ingres, deren Gegensatz in der letzten Lektion zur Sprache gekommen und wieder relativiert worden ist, widmen sich solchen Stoffen, die bewußt antike grandeur hinter sich lassen und als genuin romantische einzustufen sind.

Paul Delaroche (1797-1859), Sohn eines Kunsthändlers, schließt hier an und wird schon in den 1820er, verstärkt dann seit den 1830er Jahren zu einer gerade vom breiten Publikum vergötterten Künstlergestalt, die auf spannende und verständliche Stoffe Wert legt. Delaroches Sujets sind gefühlsgeladen, melodramatisch,

häufig in einem aristokratischen Ambiente angesiedelt und mit voyeuristischen Elementen versehen, die durchaus schon auf das verweisen, was uns heute im Boulevardjournalismus geboten wird. Mit dem Unterscheid allerdings, daß für Delaroche nur historische Stoffe in Frage kommen. Er interessiert sich für das Liebesleben bekannter Renaissancemaler; für nationale Helden aus dem Volk und ihre Leiden, wie die der heiligen Jungfrau von Orléans, über die sich das 18. Jahrhundert noch lustig gemacht hatte; für englische Monarchen und ihre tödlichen Ränkespiele; für politisch motivierte Mordanschläge im Frankreich der Religionskriege und für den Niedergang Napoleons, der bei ihm gegenüber der heroisierenden Tradition entschieden vermenschlicht daherkommt.

In jedem Fall gibt er dem Betrachter das Gefühl, dieser wäre bei der dargestellten Szene selber dabei, ein Verfahren, das sich durch seinen Realismus von dem der idealisierenden, klassischen Historienmalerei in charakteristischer Weise unterscheidet. Parallel zu dem, was sein Historikerkollege Jacques-Nicolas-Augustin Thierry (1795-1856) anstrebte, könnte man dieses Verfahren eine "résurrection de l'histoire" nennen, die im modernen Historienfilm ihre Nachfolge

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