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Schadow, Mignon, 1828

Deutsche Malerei 1830-1848

Auf dem Gebiet der Historienmalerei standen die Jahre von 1815 bis 1830 ganz im Zeichen der nazarenischen Kunstauffassung, die sich in ihrer Betonung der Religiosität sowie in ihrem Bestreben, geschichtliche Ereignisse in Wandbildzyklen darzustellen, gut in die fürstliche Kunstpolitik der Restaurationszeit fügte. Nazarenische Künstler erhielten an den Akademien hohe Ämter. Dies ist in sofern erstaunlich, als daß eben die Nazarener einst den institutionalisierten Ausbildungsstätten aus Unzufriedenheit den Rücken gekehrt hatten. Der erste, der zurückkehrte war Peter Cornelius; er wurde 1821 zum Direktor der Düsseldorfer Akademie ernannt.
Nachdem Cornelius 1825 nach München gegangen war, folgte ihm Wilhelm Schadow (1788-1862) im Amt. Schadow stammte ebenfalls aus dem Kreis der Nazarener. Seine Berufung spiegelte die damalige politische Situation des mehrheitlich katholischen Rheinlandes wieder, welches seit dem Wiener Kongreß 1815 zum protestantischen Preußen gehörte: Einerseits genoß Schadow

als Sohn des verdienten Hofbildhauers und zeitweiligen Berliner Akademiedirektors Johann Gottfried Schadow das Vertrauen des Königs, andererseits war er, der 1819 zum Katholizismus konvertiert war, der richtige Mann, um in Düsseldorf als Preuße wirken zu können, ohne die Rheinländer vor den Kopf zu stoßen.
Schadow verfolgte andere Ziele als die von Cornelius favorisierte Wandmalerei, welche der romantischen Gedankenmalerei verpflichtet war. Schadow blieb der Tafelmalerei verpflichtet und war ein toleranter Lehrer, der seine Schüler eigene Wege beschreiten ließ. Der bedeutendste unter ihnen war Carl Friedrich Lessing (1808-1880), welcher zu den Schülern gehörte, die mit Schadow von Berlin nach Düsseldorf gekommen waren.
Lessing sollte zur beherrschenden Figur der sog. Düsseldorfer Schule werden, die sich unter Schadows Direktorat formierte und die in den 1830er und 40er Jahren den Höhepunkt ihrer Wirksamkeit erreichte. In diesen Jahren setzte die Düsseldorfer Schule, die selbstbewußt neben den traditionellen Kunstzentren Berlin, München, Dresden und Wien zu bestehen vermochte, die Ablösung nazarenischer Doktrinen durch, indem sie die Wende zu einer realistischen Historienmalerei vollzog, der ein als neuartig empfundenes Verhältnis zum Dargestellten innewohnte.

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