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Pforr, Ritter Georg, 1809/1810

Es ist erwähnenswert, daß viele Nazarener, wie überhaupt der größte Teil der Romantiker, protestantischer Herkunft waren. Unter dem Eindruck der Ewigen Stadt sind einige von ihnen zum Katholizismus konvertiert, allen voran Overbeck, der zeit seines Lebens in Rom blieb.
Das landläufige Bild nazarenischer Kunst ist etiketthaft mit religiöser Malerei verbunden, die in popularisierter Form das Phänomen des religiösen Kitsches aus der Taufe hob. Auch wenn die religiöse Malerei dominierte, gab es noch weitere, gleichermaßen fruchtbare Tätigkeitsfelder, wie etwa die Landschaft, die ausschließlich im Medium der Zeichnung geübt wurde, besonders jedoch die Historienmalerei, die von Franz Pforr gepflegt wurde. Er war neben Overbeck der führende Künstler der Frühzeit, und sein Wirken belegt, daß zumindest in den ersten Jahren die Historienmalerei gleichberechtigt neben der religiösen bestand. So wie sich Overbeck, Cornelius und Schnorr von Carolsfeld auf die Offenbarung des Christentums und deren als vorbildlich erachtete Veranschaulichung in der Kunst Raffaels bezogen, suchte Pforr in der Rückwendung auf die nationale Vergangenheit die Brüche der

Gegenwart zu überwinden. Unter den Lukasbrüdern hat es niemals ein festes, von allen vertretenes Programm gegeben.
Ebenso erfolgreich wie ihre religiöse Malerei war die von den Nazarenern angestrebte Wiederbelebung der Wandmalerei, die sie in zwei römischen Projekten, der Casa Bartholdy und dem Casino Massimo, realisierten. In den 1810er und 20er Jahren kehrten einige Nazarener nach Deutschland zurück, wo sie als Akademiedirektoren einflußreiche Positionen, verbunden mit bedeutenden Aufträgen zur Ausschmückung öffentlicher Gebäude, bekleideten. König Ludwig I. von Bayern beschäftigte Cornelius in der Glyptothek (nach Kriegsbeschädigung in den 50er Jahren abgeschlagen), in der Alten Pinakothek (Kriegsverlust) und in der Ludwigskirche, Schnorr von Carolsfeld in der Münchner Residenz. Diese nach Deutschland zurückgekehrten Nazarener begründeten eine Monumentalmalerei, die bis weit ins Kaiserreich hinein zahlreiche Nachfolge gefunden hat.
Die Freskomalerei führte zur Wertschätzung einer besonderen Form der Zeichnung, nämlich des Kartons. Der großformatige Karton diente als exakte Vorzeichnung und arbeitete mit scharfen Umrissen; die so umschlossenen Felder sollten von der Farbe, die sich der Zeichnung unterzuordnen hatte, lediglich koloriert werden. Die höhere Wertschätzung

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