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trefflichen sein. Daß aber solche wieder gleich einem Phönix aus ihrer Asche erstehen kann, daran zweifle ich nicht im mindesten; der Keim liegt tief in der deutschen mütterlichen Erde und der Frühling naht, - erstens und vor allem dieses. Zweitens glaube ich, daß Gott sich aller herrlichen Keime, die in der deutschen Nation liegen, bedienen will, um von ihr aus ein neues Leben, ein neues Reich seiner Kraft und Herrlichkeit über die Erde zu verbreiten. 3) daß die Nation frei ist, frei durch ihre eigene Kraft und Tugend und durch Gott, der sie verliehen; sie kennt diese Kraft und sehnt sich nach dem Urquell und allem Positiven, will dieses teure einzige Gut nicht mehr verlieren, und hat eine herzliche Freude an einer jeglichen Frucht, die aus ihrem Schoße hervorgeht. 4) hat eine kleine Anzahl deutscher Künstler, gleichsam durch eine göttliche Erleuchtung von der wahren Hoheit und Göttlichkeit ihrer Kunst durchdrungen, angefangen, die verwachsene Bahn zu ihrem heiligen Tempel zu reinigen, um dem vorzuarbeiten, der da kommen wird, um sein Inneres zu säubern von Käufer und Verkäufer. Dieses Häuflein harrt auf eine würdige Veranlassung und brennt vor Begierde, der Welt zu zeigen, daß die Kunst jetzt wie einst herrlich ins Leben zu treten vermag, wenn sie nur aufhören will, eine feile Dienerin üppiger Großen, eine Krämerin und windige Modezofe zu sein; wenn sie durch eine mächtige Liebe überwältigt einher wandeln will in Knechtsgestalt, mit keinem andern Schmuck als den der Liebe, der Reinheit und der Kraft des Glaubens als die wahren Adelsbriefe ihrer göttlichen Abkunft.
Was nun aber der freien Entwicklung einer solchen Kunst furchtbar entgegensteht, ist meines Erachtens 1) der gänzliche Mangel an Organen höherer Art bei unseren Fürsten und Großen. Sie sind wahrhaft das Kamel, das durchs Nadelöhr soll. Ihre Herzen sind nicht, wo die Herzen ihres Volkes sind; zu tief haben sie aus dem Kelch der großen Hure getrunken. 2) Der Lügengeist der modernen Kunst überhaupt, der mit seinem negativen Eklektizismus, mit der Nichtigkeit und Schwäche unserer Großen aufs vollkommenste übereinstimmt und ein eigentlicher Ausspruch desselben ist. Dann insbesondere die fatalen Kunstakademien und deren lederne Vorsteher in unserm Vaterland, die nur sich, ihre maschinenmäßige Richtigkeit und weiter nichts zum Ziel haben und alles, was der Staat von Wichtigkeit für die Kunst tun will, in ihre Kanäle zu lenken weiß; wo es sich in Schaum und Rauch auflöst; denn solange die Akademien existieren, ist nichts Ewiges entstanden. Und das, was entstanden ist, ist in dem Maße gut, als es sich von ihrem geist- und kraftlosen Wesen entfernte. Aber bei dieser inneren Richtigkeit scheint doch dieser lange akademische Philister bepanzert mit allen Würden des bürgerlichen Lebens, verschanzt hinter tausend Bollwerken und Brustwehren hundertjähriger Autoritäten, unüberwindlich. Und selbst die Natur, Raphael und die Alten, führt er stets im Munde und beruft sich darauf, wie die Pharisäer auf Moses und die Propheten. Indessen glaube ich mit der festesten Zuversicht, daß früher oder später ihm ein klein Steinlein an die hohle Stirne appliziert wird.
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