Quellengruppe 2: Johan
Christian Clausen Dahl
Besprechung der Breslauer Ausstellung 1823
Deutsche Blätter für Poesie,
Literatur, Kunst und Theater, Breslau 1823, Nr. XC (10.
Juni 1823), zitiert nach Marie Lødrup Bang: Johan
Christian Dahl 1788-1857. Life and Works, Bd. 1, Oslo
1987, S. 265.
Landschaften, ... wir reden von einem Kunst-Zweige,
dass, so neuer auch in seiner gegenwärtigen Ausbildung
ist, doch mit immer grösserer Vorliebe von der
Mehrzahl der Beschauer betrachtet wird, weil er seinem
einfachen Naturstimmen allgemeiner verständlich
ist, als die die so vielfach beziehungsreiche historische
Kunst, und noch überdies Manchem eine werthe Erinnerung
zu grosse Freude ins Gedächtnis zurückruft.
Es wird diese Kunst häufig, und sie ward es ursprünglich
allein, historisch geübt, indem sie für eine
bestimmte innerliche Stimmung, gleichsam durch einen
geheimen Contrapunkt, die harmonischen Töne der
Natur findet und darstellt. Aber immer häufiger
versucht sie jetzt ganz in das Leben einer besonderen
Natur, und bildet ihr nach, was bedeutend ist und was
sprechend ist. Die letzte Richtung ist darum noch keine
Prospekt-Malerei, sie wird noch nicht alle Zufälligkeiten
sklavisch nachahmen, weil sie am bestimmten Orten und
in einzelnen Momente sich zusammen finden, aber das
Bezeichnende hervorheben, und so zu verbinden suchen,
dass das ganze Kunstwerk durchaus lebendig und einig
erscheint. Wo also diese Uebersicht einer Gegend gefordert
wird, da ist der Künstler, der in diesem Sinne
zu Werke geht, nicht an die Punkte gebunden, die Reisende
und Lustwandler zu besuchen pflegen, er ist vielmehr
aufgefordert, die bedeutenden willkürlich zu wählen,
ja er hat sogar, um den Blick einzuführen und zu
sammeln, die Freiheit, den Vorgrund sich an Character
des Ganzen zu komponieren.
Aus einem Bericht von Johann Gottlob von Quandt
Jahresbericht des Sächsischen Kunstvereins
von 1831 bis Ostern 1832 (Akten des Sächsischen
Kunstvereins, Hauptstaatsarchiv Dresden), zitiert nach
Marie Lødrup Bang: Johan Christian Dahl 1788-1857.
Life and Works, Bd. 1, Oslo 1987, S. 267.
Dahingegen hatte sich die Zahl leicht hinwörfener
Landschaften ungemein vermehrt; denn sehr viele junge
Maler eignen sich in diesem Fache rasch die nötigen
Geschicklichkeit an, um ein Bild auf die Leinwand hinzuwerfen,
dass der Natur ungefähr ähnlich sieht und
wohl auch Bewunderer gewisser Art findet, die selbst
die Natur wie
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