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Watteau, Le pèlerinage à l´île de Cythère, 1717



Der Niedergang der Historienmalerei im Salon

Nach dem Tod Ludwigs XIV. folgte bis 1723 die Zeit der régence, in der Philippe von Orléans für den minderjährigen König Ludwig XV. regierte. Diese Zeit war durch Freizügigkeit und Ausgelassenheit des Königshofes gekennzeichnet, ein Zug, den das 18. Jahrhundert nach landläufigem Geschichtsbild fortan beibehielt. Für den Zustand der Kunst war es bezeichnend, daß Antoine Watteau (1684-1721) 1717 als peintre des fêtes champêtres außerhalb der geläufigen Gattungsnomenklatur in die Akademie aufgenommen wurde. Die auf den Herrscher verpflichtete Historienmalerei hatte ihr Zentrum verloren.

Daß die gesamte Gattung fortan von der Unbedeutendheit bedroht war, lag insbesondere an der Institution des Salons. Die öffentliche Ausstellung der Werke der Akademisten – nur diese hatten bis 1789 Zugang zu dieser Einrichtung – wurde 1667 erstmals, doch erst ab 1737 regelmäßig durchgeführt. Im Salon waren normalerweise keine zum Verkauf bestimmten Bilder zu sehen,

sondern solche, die zuvor für einen bestimmten Ort bestellt worden waren. Diese Orte waren nicht mehr die zentralen Räumlichkeiten der königlichen Schlösser, sondern zunehmend die Palais' adliger Auftraggeber, die es zu dekorieren galt. Die Privatsammler des ancien régime haben das Genre, die Landschaft und das Portrait bevorzugt.

Historienmalerei, die ihre Aussagekraft dem Ort verdankte, für den sie geschaffen wurde, hatte im Salon und im Dekorationsprogramm eines Adelspalais' keinen angemessenen Ort mehr. Ein mythologisches Historienbild von Boucher sollte in erster Linie gefällig sein. Damit hat es die vormals nobilitierende Fähigkeit verloren, auf die Sitten Einfluß zu nehmen.

 

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