weit verbreitet, daß sich jeder Kritiker aufgeklärter
Kunstpositionen unmittelbar auf sie beziehen konnte.
Ihr Autor stand in einer langen, hauptsächlich
französisch geprägten Tradition, die im wesentlichen
auf Jean-Baptiste DuBos' 1719 publiziertem Werk "Réflexions
critiques sur la poésie et la peinture"
fußte. Mit der Encyclopédie Diderots und
d'Alemberts stand die "Theorie der Schönen
Künste" insofern in engem Zusammenhang, als
daß sich Sulzer auf das dort behandelte enzyklopädische
Stichwort "les arts" gestützt hatte,
während der Nachtragsband der Enzyklopädie
von 1777 unter "les arts" einen Text bot,
der wiederum unter dem Einfluß Sulzers stand.
So hatte Sulzer seinerseits Einfluß auf die Kunstauffassung
der französischen Revolution gehabt.
Der Kern aufklärerischer Ästhetik lag in der
Zweckbestimmung, daß ein Kunstwerk eine ganz bestimmte
Wirkung auf den Betrachter auszuüben habe, nämlich
eine solche, die belehrt, die der Moral förderlich
und der Erziehung des Menschen zum Mitglied eines Gemeinwesens
dienlich ist. Themenwahl und Darstellungsart waren auf
diese Ziele hin ausgerichtet. Der Betrachter sollte
sich dem Bild unter Leitung seines Verstandes nähern
- jener Instanz, die nicht nur zu Erkenntnis führte,
sondern die in den Augen der Aufklärer auch fähig
war, den Charakter und damit das Wesen eines Menschen
unter moralischen Prämissen zu formen. Künstlerische
Forderungen des Stils und der Schönheit wurden
hintan gestellt.
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