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David, Le serment des Horaces, 1784


Die Historienmalerei des späten ancien régime

Die Betrachtung von hundert Jahren deutscher und französischer Malerei beginnt mit den 1780er Jahren. Historisch gesehen sind es in Frankreich die letzten Jahre der Monarchie, die im Verlauf der 1789 ausbrechenden Revolution von der Republik abgelöst wurde und seitdem als ancien régime bezeichnet wird. Obwohl die Malerei der 1780er Jahre noch unberührt war von dem Strudel, der von der Revolution ausging, stellt auch sie, für die Kunst gesprochen, eine Zäsur dar. Diese war jedoch nicht, wie für die Monarchie, ein Ende, sondern ein Anfang, nämlich der der neoklassischen Historienmalerei.

Der unbestrittene Hauptvertreter dieser Kunstepoche ist Jacques Louis David (1748-1825). Als sein in Rom entstandenes, großformatiges Historienbild Le serment des Horaces 1785 im Salon gezeigt wurde, hob sich das Bild in seiner Strenge des Stils und in der Würde des Ausdrucks von den Bildern des Rokoko ab, die die Kunst seit dem Tod König Ludwigs XIV. im Jahr 1715

beherrscht haben. Davids Malerei wurde von der Kunstkritik mit Erstaunen aufgenommen und gefeiert, aber auch kritisiert. Fest stand jedoch, daß David den Rokokostil überwunden hat.

Trotz der paukenschlaggleichen Wirkung des Horatierschwurs war die Kunst Davids nicht ohne Voraussetzungen. Das Werk ist das Ergebnis einer um die Jahrhundertmitte einsetzenden Reihe von Versuchen, die Historienmalerei wiederzubeleben. Diese Versuche wurden von denjenigen Kritikern unterstützt, die zur gleichen Zeit begannen, sich gegen die Bildwelten des Rokoko zu wenden. Im Zentrum der Kritik stand François Boucher (1703-1770) (Bild), dessen arkadische Hirtenlandschaften von einem frivol-lasziven Geist durchdrungen waren. Seine erotisch gefärbten mythologischen Darstellungen waren in der Gattungshierarchie zwar ganz oben anzusetzen, ihres Gehaltes wegen aber der Kritik genauso verhaßt wie die niedrigen Gattungen. Auf dem Feld der Genremalerei feierte Jean-Baptiste Greuze (1725-1805) (Bild) Publikumserfolge, dessen Bilder sich dem Betrachter durch ein genau abgestimmtes Sentiment unmittelbar erschlossen.

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