HOME

    
        
        
 
   
     
     
     
   
    
    
    
    
    
    
    

 

 

Die Publikation von James Stuart und Nicholas Revett ("Antiquities of Athens", mehrere Bände 1762-1816) und die ihres Konkurrenten Julien David Le Roy ("Les Ruines des plus beaux monuments de la Grèce", 1758) boten maßstabsgetreue Aufnahmen griechischer Architektur. In eindrucksvollen Graphiken verbreitete Giovanni Battista Piranesi (1720-1778) seine Visionen großartiger römischer Architektur, die die Vorherrschaft des Römischen über das Griechische nach wie vor behaupteten.

Die basenlose Dorica und republikanische Ideale

In der Architekturdiskussion nahm die griechisch-dorische Ordnung, die im Gegensatz zur römischen Dorica keine Basis besaß, einen besonderen Rang ein. Sie galt als unvereinbar mit der vitruvianischen Architekturlehre, und diejenigen, die sie in Entwürfen und Bildern verwandten, bekundeten damit ein avantgardistisches ästhetisches Verständnis. Manche brachten mit der Verwendung der griechischen Dorica den Standpunkt zum Ausdruck, daß das antike Griechenland von einem unverfälschten Menschentum beseelt war. Diese Ansicht galt auch für die römische Republik, von der man glaubte, daß in ihr das Ideal der antiken virtus noch uneingeschränkte Gültigkeit besaß. Die römische Kaiserzeit hingegen wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zunehmend, wenn auch nicht ausschließlich, als dekadent und verweichlicht angesehen.

In der Historienmalerei wurden verstärkt antike Themen beliebt, die Szenen heroischer Entscheidungen zeigten. Vielfach forderten die Themen vom Protagonisten Tragisch-Übermenschliches ab, wenn die Forderungen des Gesetzes über menschlichen Regungen standen. Der innere Konflikt um die Bewältigung staatlicher und privater Interessen wurde bei diesen Bildern, die die Zeitgenossen sujets tragiques oder sujets noirs nannten, zum eigentlichen Thema.

<< Seite 2/2