Quellen zu Aufgabe Nationalgeschichtliche
Themen in der Historienmalerei:
Wilhelm Tischbein, Bernhard Rode
Quelle 1: Sulzer: Künste; Schöne
Künste (1772)
Johann Georg Sulzer: Allgemeine
Theorie der Schönen Künste in einzeln, nach
alphabetischer Ordnung der Kunstwörter auf einander
folgenden, Artikeln abgehandelt, 2. Auflage, 4 Bde.,
Leipzig 1792-1794, Bd. 3, S. 72-95.
Künste; Schöne Künste. Der, welcher
diesen Künsten zuerst den Namen der schönen
Künste gegeben hat, scheint eingesehen zu haben,
daß ihr Wesen in der Einwebung des Angenehmen
in das Nützliche, oder in Verschönerung der
Dinge bestehe, die durch gemeine Kunst erfunden worden.
In der That läßt sich ihr Ursprung am natürlichsten
aus dem Hang, Dinge, die wir täglich brauchen,
zu verschönern, begreifen. Man hat Gebäude
gehabt, die blos nützlich waren, und eine Sprache
zum nothdürftigen Gebrauche, ehe man daran dachte,
jene durch Ordnung und Symmetrie, diese durch Wohlklang
angenehmer zu machen.
Also hat ein, feineren Seelen angebohrner Trieb zu sanften
Empfindungen, alle Künste veranlasset. [...]
In dieser Verschönerung aller dem Menschen nothwendiger
Dinge, und nicht in einer unbestimmten Nachahmung der
Natur, wie so vielfältig gelehret wird, ist also
auch das Wesen der schönen Künste zu suchen.
[...]
Hier ist also zuerst die Frage zu untersuchen, was die
Künste in ihrem ganzen Wesen seyn können,
und was von ihnen zum Nutzen der Menschen zu erwarten
sey. Wenn schwache, oder leichtsinnige Köpfe uns
sagen, sie zielen blos auf Ergötzlichkeit ab, und
ihr letzter Endzwek sey die Belustigung der Sinne und
Einbildungskraft, so wollen wir erforschen, ob die Vernunft
nichts grösseres darinn entdecke. Wir wollen sehen,
wie weit die Weisheit den Hang zur Kunst gebohrnen Menschen,
alles reizend zu machen, und die bey allen Menschen
sich zeigende Anlage vom Schönen gerührt zu
werden, nutzen könne.
Es ist nicht nothwendig, daß wir uns, um diese
Absicht zu erreichen, in tiefsinnige und weitläufige
Untersuchungen einlassen. Wir finden in der Beobachtung
der Natur einen weit näheren Weg, das, was wir
suchen, zu entdeken. Sie ist die erste Künstlerin,
und in ihren wunderbaren Veranstaltungen entdeken wir
alles, was den menschlichen Künsten die höchste
Vollkommenheit und den größten Werth geben
kann.
[...]
Ohne Zweifel wollte die Natur durch die von allen Seiten
auf uns zuströhmenden Annehmlichkeiten unsre
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