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Carstens, Selbstportrait, 1784

Historienmalerei und Antikenrezeption: Asmus Jakob Carstens und Karl Philipp Moritz

In dieser Aufgabe geht es um Asmus Jakob Carstens, seine Bilder, sein Künstlertum und die Verbindung von beidem mit den Schriften von Karl Philipp Moritz.
Asmus Jakob Carstens, Sohn eines Müllers und Zimmermanns, wurde 1754 in einem Dorf bei Schleswig geboren, das damals zu Dänemark gehörte. Er war kurze Zeit Lehrling beim Maler Nikolaus Georg Geve in Schleswig, dann mußte er 1771 - nach dem frühen Tod der Eltern - eine Küferlehre antreten. Immerhin ist er in jener Zeit mit Kupferstichen und theoretischen Abhandlungen in Berührung gekommen. Zu den Autoren, die er mit Bestimmtheit kannte, gehörten Winckelmann, Gérard de Lairesse, Daniel Webb und Jean-Baptiste DuBos. Seit 1776 studierte er an der Kopenhagener Akademie, dessen Direktor Nicolai Abildgaard (1743-1809), bei dem auch noch Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge ausgebildet wurden, einen an Michelangelo orientierten Stil vertrat (Bild).
Carstens wurde jedoch nur selten an der Akademie gesehen, er

lehnte die dort angewandten Lehrmethoden ab, die hauptsächlich im Einüben von Kompositionsschemata und im Abzeichnen von Gipsen bestanden. Er praktizierte vielmehr eine eigene Methode: Er zeichnete die Antiken nicht ab, sondern versuchte sie sich einzuprägen. Er bemühte sich auf diese Weise, das Eigentümliche des Gesehenen erfassen. Was er später zeichnerisch niederlegte, war keine Kopie des Äußeren, sondern ein gedankliches Substrat der Vorbilder.
1781 wurde Carstens von der Akademie verwiesen, da er sich weigerte, eine ihm zuerkannte "kleine" Medaille anzunehmen. Sie war ihm, der eine große für sich eingefordert hatte, zu gering erschienen. Ein 1783 unternommener Versuch, nach Rom zu reisen, mußte in Mantua wegen Geldmangel aufgegeben werden. Nach seiner Rückkehr ließ er sich in Lübeck nieder, wo er, der sich als "pictor historicus" bezeichnete, von Portraitaufträgen lebte.
Carstens ging 1788 nach Berlin und wurde zwei Jahre später an die Akademie als Professor der Gipsklasse und für Aktzeichnen berufen. Die Stellung an der Akademie nahm er in der Hoffnung an, über diese Position ein Stipendium für Italien zu erhalten, welches er 1792 auch erhielt. Sein ursprünglich auf zwei Jahre begrenzter Aufenthalt wurde 1794 auf sein Bitten hin um ein Jahr verlängert, doch genügte ihm auch dieses nicht. Der Briefwechsel, den Carstens mit dem

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