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Tischbein, Selbstbildnis, um 1786/87

Nationalgeschichtliche Themen in der Historienmalerei: Wilhelm Tischbein und
Bernhard Rode

Diese Aufgabe behandelt die Hereinnahme nationalgeschichtlicher Themen in die Historienmalerei. War sie bislang eine Domäne antiker Sujets, so griffen am Ende des 18. Jahrhunderts, auch in Frankreich, Maler vereinzelt mittelalterliche Themen auf. Eine Kunstauffassung, die dem Bildthema zur Aufgabe macht, den Betrachter zu belehren, indem es ihm nachahmenswerte Exempla vor Augen führt, muß die Epoche an sich, aus der sie Themen entnimmt, wertschätzen. Die Entdeckung des Mittelalters als vorbildhafte Epoche, die im 19. Jahrhundert weitreichende Folgen haben sollte, vollzog sich zunächst innerhalb der Aufklärung, die die Thematik eines Bildes als lehrhaftes Modell ansah und sich in der Theorie überlegt hat, wie die Wirkung eines Bildes sichergestellt wird. Sulzer hat für diese Auffassung die Stichworte geliefert.


Tischbein

Im Mittelpunkt steht ein Bild von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, der einer Malerfamilie entstammt, die mehrere Hofmaler und Akademiedirektoren hervorgebracht hat. Von 1779 bis 1781 hielt er sich in Rom auf, wohin er im Jahr darauf mit einem von Goethe erwirkten Stipendium des Herzogs Ernst von Sachsen-Gotha zurückkehrte. 1789 wurde er zum Direktor der Kunstakademie in Neapel ernannt, wo er bis zum Einmarsch der Franzosen 1799 blieb. In Neapel stand er in Kontakt mit Sir William Hamilton, dessen Sammlung antiker Vasen er 1791-95 publizierte.
Für den Herzog von Sachsen-Gotha malte Tischbein 1784 das großformatige Historienbild "Conradin von Schwaben und Friedrich von Österreich vernehmen beim Schachspiel ihr Todesurteil". Es Tischbeins Hauptwerk seiner römischen Zeit und eine Inkunabel der Behandlung mittelalterlicher Themen.
Dargestellt ist eine Begebenheit aus dem Jahr 1268. Konrad von Hohenstaufen, der versucht hatte, sein väterliches Erbe vor der Herrschaft des vom Papst unterstützten Karl von Anjou zu bewahren, unterlag in der Schlacht von Tagliacozzo. Er wurde auf der Flucht zusammen mit seinem Vetter Friedrich von Österreich gefangen genommen und nach Neapel verbracht. Beiden wurde der Prozeß gemacht, an dessen Ende die Hinrichtung stand.

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