[...] Der edle Mensch aber, zieht, für sich ganz
allein, unsre ganze Aufmerksamkeit und Bewundrung auf
sich; ohne alle Rücksicht auf irgend etwas ausser
ihm, oder auf irgend einen Vortheil, der uns für
unsre eigne Person aus seinem Daseyn erwachsen könnte.
Und weil nun der edle Mensch, um edel zu seyn, der körperlichen
Schönheit nicht bedarf, so scheiden sich hier wiederum
die Begriffe von Schön und Edel, indem durch das
letztre die innre Seelenschönheit, im Gegensatz
gegen die Schönheit auf der Oberfläche, bezeichnet
wird. [...]
[...]
Wenden wir nun die Begriffe von Gut, Schön und
Edel wiederum auf den Begriff von Handlung an; so denken
wir uns unter einer guten Handlung eine solche, die
nicht allein um ihrer Folgen, sondern zugleich um ihrer
Beweggründe willen, unsre Aufmerksamkeit erregen,
und unsern Beifall verdienen kann: bei der Schätzung
einer edlen Handlung vergessen wir ganz die Folge, und
sie scheinet uns allein schon um ihrer Beweggründe,
das ist, um ihrer selbst willen, unsrer Bewundrung werth.
[...] Jede schöne Handlung aber muß
nothwendig auch edel seyn: das Edle ist bei ihr die
Basis oder der Fonds des Schönen, durch welches
sie in unser Auge leuchtet. Durch den Mittelbegriff
des Edeln also wird der Begriff des Schönen wieder
zum Moralischen hinübergezogen und gleichsam daran
festgekettet. [...]
[...]
Wie nun das Gute zum Edlen, eben so muß das Schlechte
zum Unedlen sich verhalten: das Unedle ist der Anfang
des Schlechten, so wie das Gute der Anfang des Schönen
und Edlen ist und so wie eine bloß gute, noch
keine edle, so ist eine bloß unedle deswegen noch
keine schlechte Handlung. [...]
Nun steigen die Begriffe von unedel, schlecht, und unnütz
eben so herab, wie die Begriffe von nützlich, gut,
und schön heraufsteigen. Von den heraufsteigenden
Begriffen steht das Edle und Schöne auf der höchsten,
so wie von den herabsteigenden das Unnütze auf
der niedrigsten Stufe. Von allen diesen Begriffen nun
stehen der vom Schönen und der vom Unnützen
am weitesten voneinander ab, und scheinen sich am stärksten
entgegengesetzt zu seyn; da wir doch vorher gesehen
haben, daß das Schöne und Edle sich eben
dadurch vom Guten unterscheidet, daß es nicht
nützlich seyn darf, um schön zu seyn, und
also der Begriff vom Schönen mit dem Begriff vom
Unnützen oder nicht Nützlichen sehr wohl müßte
zusammen bestehen können.
[...]
Der Begriff vom Unnützen nehmlich, in so fern es
gar keinen Zweck, keine Absicht ausser sich hat, warum
es da ist, schließt sich am willigsten und nächsten
an den Begriff des Schönen an, in so fern dasselbe
auch keines
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