Diese
Lesart wird durch eine weitere Besonderheit unterstrichen und sogar
bewiesen: die beiden genannten Zusammenhänge werden durch eine
merkliche Abstufung voneinander geschieden, denn der Abschnitt mit
dem vollständigen Dreiermotiv ist im Verhältnis zur restlichen
Front um einen Schritt weiter nach vorne gerückt!
Das mag in absoluten Ausmaßen wenig bedeuten,
für das Verständnis der Fassade ist es ausschlaggebend,
weil diese Unterscheidung von zwei Wandschichten die Sinnzusammenhänge
der Fassadengliederung deutlich voneinander abgrenzt. Auch zeitgenössische
Zeichner haben dies so gesehen und die vollständige
Dreiergruppe als eigenständigen Teil der Front isoliert
dargestellt.
Nach dem italienischen Wort 'risalire'
(zurückgehen) wird ein solches Vortreten eines Wandabschnitts
als Risalit bezeichnet. In diesem Fall handelt es sich um einen
Eckrisalit, der Anfang und Ende der langen Fassade markiert.
Es ist ausdrücklich festzuhalten: Die Cancelleria ist die erste
Palastfassade der frühen Neuzeit, an der dieses wichtige und
dann vor allem im Barock vielfach angewandte Motiv der Fassadenkunst
in Erscheinung tritt.
|