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4.
Der Typus von Bramantes Palazzo Caprini
Das verfeinerte, kultivierte Fassadenrelief
der Cancelleria, das einen Höhepunkt der römischen Frührenaissance
markiert, wurde in der Hochrenaissance nicht weiter entwickelt,
sondern von zwei grundsätzlich anders gearteten Richtungen
im Palastbau abgelöst.
Die eine Variante verkörpert heute in Rom am eindrucksvollsten
der Palazzo Caffarelli-Vidoni, den der Patrizier Bernardino Caffarelli
ab 1524 nach dem Plan eines Architekten errichten ließ, der
aus der Schule Raffaels stammt. Vasari überliefert seinen Namen
mit Lorenzetti.
Die Palastfassade zur Via del Sudario
wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts sowie um 1770 mehrfach erweitert
auf insgesamt 17 Fensterachsen und zusätzlich um ein Stockwerk
erhöht, wodurch er an Qualität verloren hat.
Zum Ursprungskonzept gehören lediglich die sieben mittleren
Fensterachsen in der heutigen Via del Sudario. Rekonstruiert man
den siebenachsigen Bau in seinem ursprünglichen
Zustand, dann werden seine besonderen Qualitäten erkennbar:
das aufrechte Stehen des Palastes, seine vollendeten Gesamtproportionen
sowie der durchdachte Rhythmus der Maueröffnungen im Sockelgeschoß.
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