Auch in der gebauten
Architektur und in architektonischen Inszenierungen wurden solche
Muster umgesetzt, womit eine bestimmte inhaltliche Aussage herausgestellt
werden konnte. Ein idealtypisches Beispiel dafür ist das 'castrum
doloris', das Trauergerüst, das für den früh verstorbenen
Kaiser Joseph I. im Jahr 1711 in der Augustinerkirche in Wien errichtet
wurde.
Den eigentlichen Katafalk mit dem Sarg Josephs
fassen vier römische Kaisersäulen mit spiralig angeordneten
Reliefs ein - in diesem Fall nichts anderes als dekorierte und verkleidete
Stützen der mittelalterlichen Hallenkirche.
Damit wird nicht nur an sein Kaisertum über
das heilige römische Reich deutscher Nation erinnert. In der
aktuellen Situation des spanischen Erbfolgekriegs standen die imperialen
Säulen auch für die politischen und militärischen
Ziele Habsburgs. Darauf weisen die Trophäen auf den Kapitellen
hin und auch die Tafeln mit Inschriften wie:
- OB HISPANIAM ASSERTAM (wegen des behaupteten Spaniens)
- OB GALLIAM TRIUMPHATAM (wegen des überwundenen Galliens).
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