|
 |
"Reine Malerei": der Leibl-Kreis
Wilhelm Leibl (1844-1900) stammte aus Köln und kam 1864
nach München, wo er Schüler von Piloty wurde. Entscheidend
wurde für Leibl die Begegnung mit Gustave Courbet (1819-1877),
der 1869 mit einigen Werken auf der Großen Internationalen
Kunstausstellung im Münchner Glaspalast vertreten war.
Auch Leibl stellte dort aus, und zwar das Bildnis der Mina
Gedon. Es ist noch seinem Frühwerk zuzurechnen, in dem
er holländische Malerei verarbeitete und fand nur mäßige
Beachtung, doch errang es im Pariser Salon des Folgejahres
- Leibl hielt sich in jenem Jahr bei Courbet auf - eine Goldmedaille.
Einen solchen Erfolg hätte Leibl zur Begründung
einer glänzenden Karriere als Portraitist nutzen können,
allerdings schlug er einen gänzlich anderen Weg ein.
Ihm gingen Gedanken zu einer Art von Malerei um, die sich
allein durch die Farbe aussprechen sollte. Er geriet in das
Dilemma Gegenstände malen zu wollen, ohne daß er
damit zugleich ein Thema behandelte, welches das Publikum,
das ein solches zwar forderte, nur vom eigentlichen seiner
Kunst ablenken würde.
|
Er fand seine Bildgegenstände in der ländlich-abgeschiedenen
Welt Oberbayerns. 1873 verließ er München
und zog sich in immer entlegenere Dörfer zurück.
Zunächst lebte er in Graßlfing nordwestlich
von Olching, 1875 zog er nach Unterschondorf am Ammersee,
wo das Bild "Die Dorfpolitiker" entstand.
Von 1878 bis 1881 wohnte er in Berbling. Hier entstand
in mehrjähriger Arbeit sein Hauptwerk, das großformatige
Bild "Drei Frauen in der Kirche". Es ist kein
Atelierbild, sondern in Gänze in der Kirche entstanden.
Die altmeisterlich geglättete Malweise, die er
hier anwendete, ließ ihn lange an seinem Bild
arbeiten. Als weitere Lebensstationen schlossen sich
Aibling und zuletzt Kutterling nahe dem Wendelstein
an. Im letzten Jahrzehnt seines Schaffens konzentrierte
sich Leibl vor allem auf schlichte Innenraum-Szenen
mit zwei oder drei Personen.
Ähnliche Auffassungen wie Leibl verfolgte auch
der Wiener Carl Schuch (1846-1903), der in München
mit Leibl und Trübner in Kontakt stand. Er gehört
zu den Künstlern, die erst auf der Berliner Jahrhundertausstellung
1906 zu sehen
|
|