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Gérard, Ossian évoque les fantômes au son de la harpe sur les bords du Lora, 1800/ 1810


Als Abschied von den antiken Helden kann man auch Napoleons Vorliebe für den Ossian-Stoff verstehen. Sein Schloß in Malmaison nahe Paris ließ er mit einer Reihe von Bildern ausstatten, die diese Figur aus der keltischen Sage repräsentierten, die das Schicksal der kriegerischen Vorfahren besingt. Den Mythen der Antike, wie sie vor allem immer wieder im Rückgriff auf Homer thematisiert worden waren, ist hier ein nordischer Mythos entgegengestellt, der indirekt auch die Autonomieansprüche des modernen Herrschertums symbolisieren und in der Romantik münden sollte.

Das Ende der Allegorie und der Salon des Empire

Ganz allgemein kann man feststellen, daß Napoleon die Umwälzungen der Revolution insofern ernst nahm, als er in seiner Kunstpolitik mehr mit der Breite der Bevölkerung als mit den traditionellen, kunstrezipierenden Eliten rechnete. Das wirkte sich auch auf die Sprache der Kunst aus, die jetzt favorisiert wurde. Die Kunsttheoretiker des Empire kritisierten komplexe Kunstsprachen und verwarfen insbesondere die Allegorie, die im System der
Künste des Alten Europa eine herausgehobene Stellung eingenommen hatte. Ihre mangelnde Verständlichkeit wurde ihr jetzt zum Verhängnis. Ein Beispiel für ganz praktische Auswirkungen dieses für die Herausbildung des modernen Kunstbegriffs ausgesprochen bedeutsamen Wandels haben wir in den Auseinandersetzungen um ein Auftragswerk für Jacques-Louis David vor uns. Das Haupt der klassizistischen Schule, vom Jakobiner zum napoleonischen Hofmaler gewendet, sollte in einem riesigen Bild die Verteilung der Adler an die Offiziere (Bild) darstellen. Seine Absicht, dieser Szene universellen Gehalt dadurch zu vermitteln, daß er ihr eine Allegorie der blumenstreuenden Victoria beigab, unterband Napoleon offenbar höchstpersönlich. Auch Davids berühmte Kaiserkrönung verzichtete auf jegliche allegorische Erweiterung, die zuvor gerade bei dieser Bildgattung durchaus gängig gewesen war. In der Mischung aus pompöser Inszenierung und reportagehaftem Duktus ist das Bild typisch für die gattungsmäßig schlecht zuzuordnende "Historien"-Malerei des Empire.

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