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Als
Abschied von den antiken Helden kann man auch Napoleons Vorliebe
für den Ossian-Stoff verstehen. Sein Schloß in Malmaison
nahe Paris ließ er mit einer Reihe von Bildern ausstatten,
die diese Figur aus der keltischen Sage repräsentierten,
die das Schicksal der kriegerischen Vorfahren besingt. Den Mythen
der Antike, wie sie vor allem immer wieder im Rückgriff
auf Homer thematisiert worden waren, ist hier ein nordischer
Mythos entgegengestellt, der indirekt auch die Autonomieansprüche
des modernen Herrschertums symbolisieren und in der Romantik
münden sollte.
Das Ende der Allegorie und der Salon des Empire
Ganz allgemein kann man feststellen, daß Napoleon die
Umwälzungen der Revolution insofern ernst nahm, als er
in seiner Kunstpolitik mehr mit der Breite der Bevölkerung
als mit den traditionellen, kunstrezipierenden Eliten rechnete.
Das wirkte sich auch auf die Sprache der Kunst aus, die jetzt
favorisiert wurde. Die Kunsttheoretiker des Empire kritisierten
komplexe Kunstsprachen und verwarfen insbesondere die Allegorie,
die im System der |
Künste des Alten Europa
eine herausgehobene Stellung eingenommen hatte. Ihre mangelnde
Verständlichkeit wurde ihr jetzt zum Verhängnis.
Ein Beispiel für ganz praktische Auswirkungen dieses
für die Herausbildung des modernen Kunstbegriffs
ausgesprochen bedeutsamen Wandels haben wir in den Auseinandersetzungen
um ein Auftragswerk für Jacques-Louis David vor uns.
Das Haupt der klassizistischen Schule, vom Jakobiner zum
napoleonischen Hofmaler gewendet, sollte in einem riesigen
Bild die Verteilung der Adler an die Offiziere (Bild)
darstellen. Seine Absicht, dieser Szene universellen Gehalt
dadurch zu vermitteln, daß er ihr eine Allegorie
der blumenstreuenden Victoria beigab, unterband Napoleon
offenbar höchstpersönlich. Auch Davids berühmte
Kaiserkrönung verzichtete auf jegliche allegorische
Erweiterung, die zuvor gerade bei dieser Bildgattung durchaus
gängig gewesen war. In der Mischung aus pompöser
Inszenierung und reportagehaftem Duktus ist das Bild typisch
für die gattungsmäßig schlecht zuzuordnende
"Historien"-Malerei des Empire.
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