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Der 1801-1806 von Charles Percier (1764-1838) und Pierre-François-Léonard Fontaine (1762-1853), den "Designern" des style Napoléon, errichtete Arc du Carrousel folgte noch einem römisch-antiken Vorbild (Bild). Dieser kleine Triumphbogen bildete das Eingangsportal zum Hof des Tuilerienschlosses, das im Commune-Aufstand von 1871 zerstört wurde.

Der Kunstraub und Napoleons Verhältnis zur Antike

Das Tuilerienschloß aus der Renaissance war durch einen Galeriebau entlang der Seine mit dem Louvrepalast verbunden. Hier war der Ort, der Paris zur Welthauptstadt der Kunst machen sollte: Die von Napoleons Kunstkommissar Dominique-Vivant Denon (1747-1825) aus den besetzten Ländern – insbesondere Italien und den Niederlanden – geraubten Kunstwerke stellte Napoleon in dem zum Musée Napoléon umgestalteten Königsschloß als Ausweis seiner Weltherrschaft aus. Bis 1815 waren im Louvre die Laokoongruppe, der Torso von Belvedere sowie die Quadriga des Brandenburger Tors zu bestaunen. Die dem Oktogon der Aachener

Pfalzkapelle entnommenen Säulen befinden sich noch heute als Raumteiler in einem Saal des Museums.

Zur Antike, jahrhundertelang wichtigste Nobilitierungsinstanz in der gesamten europäischen Herrscherikonographie, hatte Napoleon ein durchaus distanziertes Verhältnis, Ausdruck seiner Orientierung an einer Moderne, in der die kulturtragenden Schichten breiter wurden und den selbstverständlichen Rückbezug auf das antike Vorbild aufzugeben begannen. Das paßt auch zu den vorhin angedeuteten Umstrukturierungen im Ausbildungswesen. Berühmt geworden ist seine Ablehnung des bei dem italienischen Bildhauer Antonio Canova in Auftrag gegebenen Ganzfiguren-Porträts (Bild). In antikischer Tradition hatte Canova einen ideal-nackten Kriegsgott verwirklicht, Napoleon mußte befürchten, daß die Betrachter mit der idealen Nacktheit nicht mehr viel verbinden konnten und schlicht einen ausgezogenen Kaiser vor sich wähnen würden.

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