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Verunsicherungsmomente
in den Bildern von Géricault, Gros und Girodet de Trioson
Nicht erst gegen Ende der napoleonischen Herrschaft wächst
die Kritik an dem mörderischen Dauerkrieg, bei dem auch
auf französischer Seite hunderttausende von Toten zu beklagen
sind. Verschiedentlich hat man die vielen Katastrophenthemen
und solchen der Melancholie, die in der Malerei der Zeit zu
beobachten sind, als versteckte Reflexion über den Taumel
interpretiert, in den Napoleon sein Land zwang, auch wenn dieses
ihm öffentlich meistens zujubelte. Gerade im Bereich der
Schlachtenmalerei tauchen Verunsicherungsmomente auf, die die
Propaganda konterkarieren, oder sie doch zumindest verunklären.
Innerhalb dieser Aufgabe soll ein Maler besonders betrachtet
werden: Théodore Géricault (1791-1824). Wie kein
anderer Maler verbindet er die napoleonische Malerei mit der
Romantik; deshalb wird er auch in der Lektion 4 ein weiteres
Mal behandelt. Géricault ging nicht aus der Pariser Kunstakademie
hervor, sondern er |
besuchte die Ateliers mehrerer
Maler. Sein durch eine sehr reizbare Natur gespeistes
Phantasiepotential ging im akademischen Sinne ungebildet
mit ihm durch. Zu einem recht frühen Zeitpunkt nutzte
er das Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte Medium der
Lithographie.
Im Salon 1812 zeigte Géricault Le Chasseur
de la Garde, 1814 den Cuirassier blessé
quittant le feu. Beide Soldaten können als
Sinnbilder ihrer Epoche gelten. In einer Serie von sechs
Bildern, die Portraits von Geisteserkrankungen
darstellen, manifestiert sich Géricaults Interesse
für Scheiternde und Außenseiter besonders
eindrucksvoll. Die Bilder entstanden nach dem Untergang
Napoleons und stehen im Zusammenhang mit einem neuen
Blick auf die Irren, die nun als erkrankte
Menschen betrachtet wurden. Wegbereiter dieses Umdenkens
war Philippe Pinel (1745-1826), der seit 1794 als leitender
Arzt an der Pariser Salpêtrière tätig
war. Er behandelte die Patienten ohne Zwangsmaßnahmen
und baute die Psychiatrie zu einem Ort der Wissenschaft
aus.
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