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Ingres, Napoléon sur le Trône impérial, 1806

Die Bilder von Napoleon und seiner Armee

Interessant ist es, die Entwicklung des Napoleon-Porträts von seinen Anfängen als revolutionärer General bis hin in die Kaiserzeit zu betrachten. Gros (Bild) stellte ihn heroisch nach vorne stürmend mit der republikanischen Trikolore versehen und die Nachfolgenden zur Nachahmung auffordernd an der Brücke bei Arcole dar, wo er 1796 einen Sieg gegen die Österreicher errang. Im Gegensatz dazu das Porträt des thronenden Napoleon von Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780-1867) aus dem Jahr 1806. Bewegung ist hier durch hieratische Frontalität ersetzt, in der Überfülle an Ausstattungsdetails, die den neuen Herrscher symbolisch in eine bis in die Antike zurückreichende Tradition einbinden sollen, droht er fast zu ersticken. Daß das Porträt Ingres' gar nicht Napoleons Geschmack getroffen zu haben scheint und in der Öffentlichkeit harsch verurteilt wurde, dürfte andererseits mit dem ambivalenten Status des Kaisers zusammenhängen. Allzu deutlich fiel das Gemälde hinter die Säkularisierungsleistung der Revolution zurück, allzu sehr war Napoleon damit eine gottgleiche Stellung restituiert,
die der König selbst im Absolutismus kaum gehabt hatte. Der Kaiser war daher immer wieder darauf bedacht, neben dem Selbstlob (oder dessen Realisierung durch die Künstler) auch das öffentliche Bild der Staatsbürger nicht zu vernachlässigen. Das galt insbesondere für die Armee, auf der seine gesamte Machtposition beruhte und die – im Unterschied zu den Truppen der antinapoleonischen Allianz – in revolutionärer Tradition tatsächlich eine Art Volksarmee war, weil sie aus Soldaten aller Bevölkerungsschichten bestand.

Die Apotheose der Armee wollte er etwa in dem erst 1836 vollendeten Arc de Triomphe an der Place de l'Etoile betreiben (Bild). Der riesige Bogen von Jean François Chalgrin (1739-1811) suggeriert durch seine schiere Größe die Macht der französischen patrie, so wie diese sich in ihrer Armee kristallisierte. Die fast bedrohlich wirkende Erhabenheit liegt im Verzicht auf eine Säuleninstrumentierung begründet. Napoleon hat die Gestalt des Bogens, der nun nicht mehr auf der Legitimität der Antike beruhte, sondern eine eigenständige, moderne Identität vermittelte, selbst festgelegt.
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