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Die
an Napoleon und seinen Herrschaftszeichen orientierte Ikonographie
wurde vor allem im Kunsthandwerk etwa in der Porzellan-
und Möbelproduktion ubiquitär. Mit einer häufig
überzogen wirkenden Materialfülle stattete man die
Werke aus diesem Bereich aus, um damit an die Pracht des ancien
régime anzuknüpfen. Eine ganze Skulpturenindustrie
kümmerte sich um die Verbreitung von Napoleons Antlitz,
auch hier mußte es darum gehen, den Bilderhaushalt der
alten Regierungen durch einen neuen zu ersetzen (Bild).
Und das gelang natürlich dort am besten, wo er sich wohltätig
in Szene setzen konnte, wozu ihm offenbar erstaunlicherweise
gerade auf seinen Feldzügen vielfache Gelegenheit gegeben
war. Hier nur zwei Beispiele: Pierre Narcisse Guérin
(1774-1833) zeigte ihn während seines Ägypten-Feldzuges
im Begriff, großzügig den Rebellen von Kairo zu verzeihen,
die sich gegen seinen Herrschaftsanspruch zur Wehr setzen wollten
(Bild).
Heute wissen wir, daß der Franzose mit seinen moslemischen
Widersachern tatsächlich sehr viel weniger zimperlich umgesprungen
ist, mit der |
strikten Zensur der französischen
Zeitungen aber, von der schon die Rede war, zeigte man
sich bestrebt, die Zeitgenossen darüber im Unklaren
zu lassen. Antoine-Jean Gros (1771-1835) wiederum erinnerte
an Napoleon im Pesthaus von Jaffa (Bild).
Ganz ungeniert nähert sich der Herrscher hier den
an der Pest erkrankten Soldaten während seines Syrien-Feldzuges,
er scheint keine Angst vor eigener Ansteckung zu haben
und stellt sich damit in die jahrhundertelange Tradition
der rois thaumaturges, die nach ihrer Salbung zum König
die Skrofulösen heilten. Das Bild stand im Gegensatz
zur Wirklichkeit. Wir wissen, daß er erkrankte eigene
Soldaten zu Hunderten umbringen ließ, um sie nicht
dem Feind in die Hände fallen zu lassen, eine Tatsache,
deren Publikation in der Heimat unbedingt zu vermeiden
war.
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