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Georget, Bonaparte überschreitet die Alpen, 1813
Die an Napoleon und seinen Herrschaftszeichen orientierte Ikonographie wurde vor allem im Kunsthandwerk – etwa in der Porzellan- und Möbelproduktion – ubiquitär. Mit einer häufig überzogen wirkenden Materialfülle stattete man die Werke aus diesem Bereich aus, um damit an die Pracht des ancien régime anzuknüpfen. Eine ganze Skulpturenindustrie kümmerte sich um die Verbreitung von Napoleons Antlitz, auch hier mußte es darum gehen, den Bilderhaushalt der alten Regierungen durch einen neuen zu ersetzen (Bild).

Und das gelang natürlich dort am besten, wo er sich wohltätig in Szene setzen konnte, wozu ihm offenbar erstaunlicherweise gerade auf seinen Feldzügen vielfache Gelegenheit gegeben war. Hier nur zwei Beispiele: Pierre Narcisse Guérin (1774-1833) zeigte ihn während seines Ägypten-Feldzuges im Begriff, großzügig den Rebellen von Kairo zu verzeihen, die sich gegen seinen Herrschaftsanspruch zur Wehr setzen wollten (Bild). Heute wissen wir, daß der Franzose mit seinen moslemischen Widersachern tatsächlich sehr viel weniger zimperlich umgesprungen ist, mit der
strikten Zensur der französischen Zeitungen aber, von der schon die Rede war, zeigte man sich bestrebt, die Zeitgenossen darüber im Unklaren zu lassen. Antoine-Jean Gros (1771-1835) wiederum erinnerte an Napoleon im Pesthaus von Jaffa (Bild). Ganz ungeniert nähert sich der Herrscher hier den an der Pest erkrankten Soldaten während seines Syrien-Feldzuges, er scheint keine Angst vor eigener Ansteckung zu haben und stellt sich damit in die jahrhundertelange Tradition der rois thaumaturges, die nach ihrer Salbung zum König die Skrofulösen heilten. Das Bild stand im Gegensatz zur Wirklichkeit. Wir wissen, daß er erkrankte eigene Soldaten zu Hunderten umbringen ließ, um sie nicht dem Feind in die Hände fallen zu lassen, eine Tatsache, deren Publikation in der Heimat unbedingt zu vermeiden war.

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