In welchem Maaße, ungeachtet der unverkennbaren
Vorliebe für die Kunst der griechischen Welt, Schinkel
in Übereinstimmung mit der vaterländischen
Begeisterung jener Zeit von der Größe und
Herrlichkeit des Mittelalters durchdrungen war, davon
liegen viele Beweise vor, von denen ich jetzt nur einige
hierher gehörige Ölbilder erwähne.
[...]
Der festliche Einzug eines deutschen Kaisers in seine
Pfalz, welche von einem riesigen, gothischen Dome von
der schönsten, im reichsten Ornamentschmuck prangenden
Form beherrscht wird, gewährt eine ungleich großartigere
Anschauung altdeutscher Kunst und Herrlichkeit. Von
einem der beiden hohen, nur in den Hauptmotiven nach
dem Cölner Dom genommenen Thürmen, welche
das Portal einfassen, flattert auf der noch unvollendeten
Spitze eine gewaltige Festfahne. Das Gebäude, von
einem gelbröthlichen Gestein, hebt sich formenbeglänzt
gegen eine dunkle Wolke, worin sich ein Regenbogen gebildet
hat, ab. Die Stadt, durch Fluß und Brücke
getheilt und verbunden, ist noch von der regnenden Wolke
überschattet. Im Vorgrunde bewegt sich der Zug
des Kaisers langsam feierlich unter Trompetenschall,
welcher von den Zinnen beantwortet wird, gegen die Pfalz
hin vor. [...] Wir sehen hier eine lebendige Vergegenwärtigung
einer Zeit, wie wir uns ungefähr die der großen
hohenstaufischen Kaiser denken würden.
[...]
Diese Gattung, welche man recht eigentlich die historische
Landschaftsmalerei nennen kann, entspricht in gewisser
Weise einer andern, unsern Tagen eigenthümlichen
Erscheinung, nämlich den so beliebt gewordenen
historischen Romanen. Von Walter Scott bis Bulwer ist
es aber keinem gelungen, sich so objektiv in fremde
Zeiten und Länder zu versetzen, wie solches in
diesen Schinkelschen Bildern der Fall ist. Die moderne
Physiognomie blickt vielmehr überall aus der fremdartigen
Bekleidung hervor.
Blick in Griechenlands Blüte (S. 377)
Der Eindruck, welchen die frische Anschauung der Welt
südlicher Natur und Kunst auf ihn gemacht hatte,
war so mächtig, daß er das Bedürfniß
fühlte, denselben in einem Ölbilde von ansehnlichen
Umfange auszusprechen. Lange hatte das Gedränge
seiner Geschäfte ihn gezwungen den Pinsel ruhen
zu lassen, und auch dieses Bild konnte meist nur in
den frühen Morgenstunden den vielfachen Geschäften
des Tages abgestohlen werden. Er läßt uns
in diesem Bilde einen Blick in die vollste und schönste
Blüthe des alten Griechenlands thun. Von einem
im Bau begriffenen Tempel der jonischen Säulenordnung
überschaut man eine griechische Stadt von planmäßiger
Anlage. [...] Im Gegensatz der gewöhnlichen Darstellungsweise,
nach welcher man in Landschaften Denkmäler antiker
Kunst in verfallenem Zustande in der Umgebung der ewig
sich verjüngenden Natur zu sehen pflegt, und wodurch
ein melancholisches Gefühl im Beschauen hervorgerufen
wird, sieht man hier gleichsam Natur und Kunst in schönem
Verein den Triumph der höchsten Lebensfrische und
der heitersten Blüthe feiern, wodurch denn auch
der Eindruck durchaus erhebend und heiter ist. [...]
Eine Copie, auf Befehl Sr. Majestät von dem Landschaftsmaler
Ahlborn gemacht, schmückt gegenwärtig einen
der Räume der reizenden Villetta Charlottenhof.
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