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und schließt sich röter bis gegen die Venus, wo ein Paar Kinder auf Knospen sitzen mit klingendem Spiel. Dann geht der Bogen noch höher hinauf, die Knospen werden immer dunkler rot und berühren sich mitten im Bilde, so
daß sich der Kuß von unten in ihnen bespiegelt; auf diesen Knospen beschließen ein Paar Kinder mit Flöten den Untergang. Nun steigt zwischen diesen eine Mohnblume hinauf, und wie sich unten alles von den Seiten nach der Mitte hinein gesenkt hat, so steigt hier der Mohn in großen Bogen hinauf. Das Licht wird hier wie das Grün von den Mohnblättern ganz kalt, und zwei Kinder, die auf den Bogen sitzen, spielen auf dem Waldhorn. Von höher herab senken sich Mohnköpfe, auf welchen zwei Kinder einschlafen; eine große verschleierte Gestalt schwebt von der Mitte empor, über ihr der Mond. - Wie diese beiden Bilder nun nur den höchsten Begriff von der Lilie und Rose auszudrücken suchen und beide nur die rote Farbe aussprechen, so kommen dann zwei, welche das Blaue und Gelbe ausdrücken. Das Blaue beherrscht nach meiner Ansicht den Tag und das Gelbe die Nacht. Den "Tag" will ich ein andermal beschreiben, weil ich ihn noch nicht aufgezeichnet habe; die "Nacht" ist auf folgende Weise vorgestellt:
Unten steht in der Mitte eine aufgeschlossene Sonnenblume. Auf den Seiten beugen sich Feuerlilien heraus. Über der Sonnenblume gibt's so kleine Sternblumen, die wie gelbe Funken davonfliegen; über diesen drei Feuerblumen; und zwei Büsche Nachtviolen beschließen als der Rauch zu beiden Seiten diese Flammen. Über dem Rauch fliegen ein Paar Engel, welche das Bild in der Hälfte bedecken. - Unten sitzt auf jeder Seite eine Gruppe von Kindern eingeschlafen, und hinten ganz im Dunkeln liegen zwei Schlafende, wo aus der Finsternis Aurikeln wie Eulenaugen heraussehen, Fingerhutsblumen, die so ein schief Maul ziehen, Storchschnäbel, Distelköpfe und allerlei wunderliche Gestalten. - Auf der Mitte des Bildes steigt nun wieder als weibliche Gestalt die Nacht aus einer Mohnpflanze hinauf; die Mohnblumen bilden zu jeder Seite von ihr einen großen Bogen, vier hangen rechts und links vorne herüber, und auf jeder Blume sitzt ein Knabe, der still und schnurgrade vor sich weg sieht; alle sind sie ganz en face und ernst, über jedem steht ein Stern; so daß diese obere Regularität ganz den Eindruck macht wie das Himmelsgewölbe. - In dem "Tage" kommt die Lilie wieder, aber ohne Figuren, weil wir in die Sonne doch nur abends und morgens hineinsehen können, d. h., wo die Erde sich durch das Rote dem Lichte nähert. Warum ich aber Blau als Tag und Gelb als Nacht nehme, beantwortet Euch einmal selbst. - Du siehst wohl, daß, indem ich nur so leichte Dekorationen machen wollte, ich wider Willen grade das Größte von Komposition hervorgebracht habe, was ich noch gemacht; denn alle vier Bilder gehören genau zusammen, und

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