So wie wir die Formen der Wesen, aus denen unsre Symbole
genommen, deutlicher und zusammenhängender empfinden,
leiten wir auch die Umrisse und Darstellung derselben
charakteristischer aus ihrer Grundexistenz, aus unsrer
Empfindung und aus der Konsistenz des Natursubjekts
her. Wir [...] stellen jeden Gegenstand des Ganzen genau
nach der Natur und übereinstimmend mit der Komposition,
der Wirkung der einzelnen Handlung für sich und
der Handlung des ganzen Werks auf, lassen sie nach der
Perspektive kleiner oder größer werden [...],
und das ist die Zeichnung.
Wie wir die Farben des Himmels und der Erde betrachten,
die Veränderungen der Farben bei Affekten und Empfindungen
an den Menschen, [...] und in der Harmonie, selbst insoferne
gewisse Farben symbolisch geworden sind, so geben wir
jedem Gegenstande der Komposition harmonisch mit der
ersten tiefsten Empfindung und den Symbolen und Gegenständen
für sich, jedem seine Farbe, und das ist die Farbengebung.
Diese verringern oder erhöhen wir in Hinsicht ihrer
Reinheit, je nachdem ein jeder Gegenstand näher
oder ferner erscheinen soll oder nachdem der Luftraum
zwischen dem Gegenstande und dem Auge größer
oder kleiner ist: das ist die Haltung.
Wir beobachten sowohl die Konsistenz eines jeden Gegenstandes
in seiner Farbe von innen als auch die Wirkung des hellem
oder schwächern Lichts auf denselben, so wie den
Schatten, auch die Wirkung der beleuchteten nebenstehenden
Gegenstände auf ihn: das ist das Kolorit.
Wir suchen durch die Reflexe und die Wirkungen von einem
Gegenstande auf den andern und die Farben desselben
Übergänge zu finden, beobachten alle Farben
gleichstimmig mit der Wirkung der Luft und der Tageszeit,
die stattfindet, suchen diesen Ton, den letzten Anklang
der Empfindung, von Grund aus zu beobachten, und das
ist der Ton - und das Ende.
So ist denn die Kunst das schönste Bestreben, wenn
sie von dem ausgeht, was allen angehört, und eines
ist mit dem. Ich will hier also die Erfordernisse eines
Kunstwerks, wie sie, nicht allein in Hinsicht der Wichtigkeit,
sondern auch in Hinsicht, wie sie ausgebildet werden
sollen, aufeinander folgen, noch einmal hersetzen:
1) Unsre Ahnung von Gott;
2) die Empfindung unsrer selbst im Zusammenhange mit
dem Ganzen, und aus diesen beiden:
3) die Religion und die Kunst; das ist, unsre höchsten
Empfindungen durch Worte, Töne oder Bilder auszudrücken;
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