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Inhalt gleich anziehend, weil es die Gegenden nicht waren, die er auf Bestellung nachbildete; aber man wird schwerlich ein Beispiel finden, daß er den Standpunkt ungünstig gewählt oder den darzustellenden Gegenständen eine solche Lage und Beleuchtung gegeben, daß der malerische Effekt wesentlich dadurch gefährdet würde. Doch um eine deutliche Übersicht von Hackerts Künstlerverdienst zu gewinnen, ist es notwendig, eine nähere Prüfung anzustellen, in welchem Maße er den verschiedenen Eigenschaften Genüge leistete, die von dem Kunstwerk überhaupt gefordert werden.
Erfindung liegt eigentlich ganz außer dem Kreise landschaftlicher Prospektmalerei, und so machen die Werke unseres Künstlers auf dieses höchste Verdienst keinen Anspruch. Auch ist aus den wenigen frei erfundenen Landschaften, die er verfertigt hat, abzunehmen, daß er sich wohl schwerlich mit Glück darum würde bemüht haben.
Auch die Anordnung bleibt dem Prospektmaler nicht frei überlassen, und insofern war Hackerts Verdienst von dieser Seite nur ein bedingtes. Da er aber, wie ihm vorhin schon zugestanden worden, seinen guten Geschmack in der Wahl der Standpunkte bewiesen, so daß nur in seltnen Fällen, wo es der gegebene Gegenstand unvermeidlich machte, die Linien nicht gut aufeinandertreffen, hat er gezeigt, daß ihm dieser Teil der Kunst keineswegs fremde gewesen.
Der Artikel der Zeichnung kann in der Landschafts- und zumal in der Prospektmalerei aus einem doppelten Gesichtspunkte betrachtet werden. Erstlich, inwiefern der Maler die Gestalt und Proportion der nachzubildenden Gegenstände richtig auf seine Leinewand überzutragen versteht; und hierin ist Philipp Hackert der aller vollkommenste Meister gewesen. Zweitens, inwiefern seine Zeichnung durch Gestalt und Umrisse den Charakter der verschiedenen, in einem Gemälde befindlichen Gegenstände anzudeuten weiß, und auch hierin steht unser Künstler keinem seiner Zeitgenossen nach. [...]
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Verschiedene, dem Gebiet der Ausführung oder Behandlung angehörige Eigenschaften sind bereits berührt worden; es ist also nur noch anzumerken, daß Hackert den Pinsel mit unumschränkter Meisterschaft führte. Die Leichtigkeit und Sicherheit, womit er arbeitete, die zweckmäßige Methode, die er im Anlegen und Vollenden beobachtete, konnte es ihm auch allein möglich machen, nicht nur eine sehr große Anzahl Ölgemälde, sondern auch viele Gouachen und beinahe unzählige Sepienzeichnungen zu verfertigen, welche man in größern wie in kleineren Sammlungen durch ganz Europa antrifft. [...]
Hackerts Gemälde sind, wie es für Prospekte schicklich ist, meistens mit Menschen und Tieren der Gegend, welche sie darstellen, staffiert, und als Staffage betrachtet, können alle diese Figuren für gut und hinreichend gelten. Weidendes Vieh gelingt ihm sogar mitunter recht lobenswürdig. Sehr selten und gleichsam nur zum Versuch bringt er auch heroische Figuren an; sie können aber auf kein großes Lob Anspruch machen, weil es ihm an der Erfindungsgabe sowohl als an der erforderlichen Wissenschaft in der Zeichnung fehlte.
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