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Schütz, Flußlandschaft, 1776


Die ideale und die erhabene Landschaft: Jakob Philipp Hackert und Johann Christian Reinhart

In den 1780er und 1790er Jahren erreichten die Forderungen, das Kunstwerk müsse einem Ideal genügen, auch die Landschaftsmalerei. Die Bemühungen, dieser Forderung gerecht zu werden, stießen in dieser Gattung jedoch auf besondere Schwierigkeiten. Das zentrale Problem war die Frage, ob in der Natur - und damit in der Landschaft überhaupt - ein Ideal begründet liege, und - sofern dies der Fall sei - wie dieses im Bild zum Ausdruck gebracht werden könne.
Für die Landschaftsmaler bedeuteten diese Überlegungen eine Aufwertung ihres Tuns, standen sie doch bislang mit ihrer Arbeit am unteren Ende des akademischen Gattungskanons. Um das Ideale hatte sich bislang die Historie allein bemüht, es war der Mensch, und nicht die Natur, der durch seine Handlungen Tugend und durch seine Bindung an die zumeist antike Lebenswelt Ideale verkörperte.
Sulzer hatte in der Behandlung des Stichwortes "Landschaft" im

Rahmen seiner wirkungsästhetischen Konzeption festgestellt, daß die Schönheiten der Natur sittliche und sogar leidenschaftliche Empfindungen auszulösen imstande seien, daß der Anblick von Gebirgen, Wasserfällen und Unwettern zur Bewunderung des Großen führe. Der Betrachter gelange dadurch jedoch nicht zu höheren Einsichten, ihm bereite dies allenfalls Vergnügen. Staffagefiguren sollten darüber hinaus menschliche Leidenschaften oder Tugendübungen zum Ausdruck bringen; so könne die Landschaft der Historie angenähert werden. Den niederen Rang der Gattung an sich stellte Sulzer jedoch nicht in Frage.
Bemühungen um eine Aufwertung der Gattung setzten andernorts ein, wobei der gesamte Prozeß zeitlich verschachtelt ablief. Da ist zunächst die von Goethe vorgetragene Forderung, jeder wahre Künstler müsse seinem Werk einen höheren Wert geben. Für die Landschaftsmalerei bedeutete dies, mehr zu bieten als unmittelbare Naturwiedergabe oder Veduten.
Im Februar 1789 veröffentlichte Goethe im "Teutschen Merkur" den kurzen Aufsatz "Einfache Naturnachahmung, Manier, Stil". Die ersten beiden Stufen waren auf die Landschaftsmalerei zu beziehen, wie sie in Deutschland in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts üblich war. So malte z. B. der Frankfurter Christian Georg Schütz (1718-1791) Landschaften

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