Die Entscheidung für die Kolonnade war
auch wichtig für die Vereinbarkeit von Kirchenfassade und Platzarchitektur.
Das Säulenmotiv ist eine Antwort auf die sakrale Würdeform
im Zentrum der Fassade, auf den von kolossalen Säulen getragenen
Tempelgiebel. Trotz seiner Weitläufigkeit ist der Petersplatz
eindeutig als Vorhof der Basilika ausgewiesen; die 'piazza obliqua'
und die Fassade sind auf ein einheitliches Gesamtbild hin abgestimmt,
was sogar im Detail der Säulenordnung seine Folgen hatte:
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Die
Säulen selbst sind mit 18 m Höhe ebenfalls von kolossaler
Wirkung, und zudem ist Bernini sehr eigenwillig mit den Proportionen
verfahren: während das Kapitell der dorischen
Ordnung zuzurechnen wäre, beträgt das
Verhältnis von Breite zu Höhe bei der vorderen Säulenreihe
1:8 (bei der Dorika normalerweise 1:7 oder 1:7,5) - eindeutig
ein Regelverstoß, aber zugleich eben eine wirksame proportionale
Adaption an die Korinthia der Fassade.
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Eine
Annäherung an die Korinthia stellt auch das entwickelte
Gebälk dar, das in seiner dreiteiligen Anlage mit zwei
Faszien im Architrav und glattem Fries weder der Toskana noch
der Dorika entspricht - wieder ein baukünstlerisch gut
begründeter Regelverstoß. |