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  Rom
Petersplatz
Kolonnade

 
Rom
St. Peter
Fassade
Carlo Maderno
um 1610
 
Lektion XIII: Der gestaltete Platz

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XIII / Kap. 3
 
 

Die Entscheidung für die Kolonnade war auch wichtig für die Vereinbarkeit von Kirchenfassade und Platzarchitektur. Das Säulenmotiv ist eine Antwort auf die sakrale Würdeform im Zentrum der Fassade, auf den von kolossalen Säulen getragenen Tempelgiebel. Trotz seiner Weitläufigkeit ist der Petersplatz eindeutig als Vorhof der Basilika ausgewiesen; die 'piazza obliqua' und die Fassade sind auf ein einheitliches Gesamtbild hin abgestimmt, was sogar im Detail der Säulenordnung seine Folgen hatte:

Die Säulen selbst sind mit 18 m Höhe ebenfalls von kolossaler Wirkung, und zudem ist Bernini sehr eigenwillig mit den Proportionen verfahren: während das Kapitell der dorischen Ordnung zuzurechnen wäre, beträgt das Verhältnis von Breite zu Höhe bei der vorderen Säulenreihe 1:8 (bei der Dorika normalerweise 1:7 oder 1:7,5) - eindeutig ein Regelverstoß, aber zugleich eben eine wirksame proportionale Adaption an die Korinthia der Fassade.

Eine Annäherung an die Korinthia stellt auch das entwickelte Gebälk dar, das in seiner dreiteiligen Anlage mit zwei Faszien im Architrav und glattem Fries weder der Toskana noch der Dorika entspricht - wieder ein baukünstlerisch gut begründeter Regelverstoß.
 
 
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