In der Kollegienkirche
bieten die vier Baublöcke auch keine gerichtete Durchfahrt,
wie ein Triumphbogen, sondern sie bergen jeweils ein zentrales Raumgefüge
in sich: zwei übereinander angeordnete Ovalrotunden, die durch
eine runde Lichtöffnung miteinander in Verbindung stehen.
Der liturgische Zweck der unteren Rotunden
ist eindeutig, es handelt sich um Kapellen für die vier Patrone
der Fakultäten. Festgottesdienste für die jeweiligen Fakultätsheiligen
waren wichtiger Bestandteil im liturgischen Jahreslauf der Universität.
Vor den Altären ihrer Patrone konnten die Fakultäten für
Theologie, Jurisprudenz, Medizin und Philosophie eigene Gottesdienste
abhalten. Weniger klar ist die Zweckbestimmung der oberen Räume.
Fischer von Erlach bezeichnet sie als Oratorien. Vielleicht haben
in diesen Räumen vornehme Gäste und leitende Angehörige
der Fakultäten den Gottesdiensten beigewohnt.
Durch ihre liturgische Funktion sind
die vier Baublöcke der Kollegienkirche also als Gebäude
der vier Fakultäten gekennzeichnet. Auf diese bezieht sich
dann wohl auch die triumphale Gestaltung dieser Baukörper.
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