Das kulturelle Leitbild der römischen
Antike
Die Antike als kulturelles Leitbild prägte
das Selbstverständnis der gesamten Epoche. Nicht nur die lateinische
Sprache, die Götter und Tugendhelden der antiken Mythologie
und die historischen Heroen der politischen Geschichte bestimmten
die Vorstellungswelt, sondern auch die Architektur des antiken Rom.
Entsprechend ist deren Stellenwert in der Publizistik zur Baukunst.
Im 16. Jahrhundert bindet Andrea Palladio die
Rekonstruktionen und Bauaufnahmen antiker Bauten ebenso selbstverständlich
in sein Lehrbuch der Architektur ein, wie sie im 18. Jahrhundert
Fischer von Erlach in seiner Universalgeschichte der Baukunst als
idealtypische Muster herrschaftlichen Bauens präsentiert.
Nicht um die edle Einfalt und stille
Größe' der alten Griechen ging es dabei, wie im Klassizismus.
Das antike Rom war es, das als Paradigma für staatliche Ordnung,
militärische Schlagkraft und überlegene Weltherrschaft
eine unwiderstehliche Anziehungskraft insbesondere auf die absolutistischen
Herrscherhöfe dieses Zeitalters hatte. Das gilt auch für
den Bereich der Baukunst, denn man konnte schon in der Vorrede des
antiken Theoretikers Vitruv nachlesen, was das Bauen al antica'
leisten kann: "Wie ich bemerkte, daß Du [...] Deine Sorge
öffentlichen und privaten Bauten zuwenden willst, damit sie
entsprechend der Größe Deiner Taten der Nachwelt zum
Gedächtnis überliefert werden" (Viturv, Zehn Bücher
über die Architektur, Widmung an Kaiser Augustus).
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