diese Schlacht beginnt der junge Held seine Siegesbahn,
die Irminsäule stürzt, dem Sachsenvolke eine
Warnung, daß dem Wachsen des christgläubigen
Helden selbst der Pfeiler des Weltalls nicht zu widerstehen
vermag, den freien Kämpfern eine Weissagung künftigen
Triumphes. Dem Islam, dem in Spanien das Kreuz zu erliegen
droht, zieht Karl mit seinen Franken 778 entgegen, und
die entscheidende Schlacht bei Corduba sichert dem Sieger
die spanische Mark zu. Die Einzelheiten dieser zweiten
Komposition, deren Aufnahme in den Zyklus ich oben zu
rechtfertigen versucht habe, erklären sich hinreichend
aus der angezogenen Schlegelschen Romanze. Unterdessen
war die Wirkung von Karls Sieg nur vorübergehend.
Das Volk benutzte des Zwingherrn Abwesenheit und erhob
sich in Massen, um in verzweifeltem Kampfe seine nationale
Selbständigkeit und den väterlichen Glauben
zu verteidigen. Erst mit der Taufe ihrer Anführer
Wittekind und Alboin die sich nach vielen Aufforderungen
zu Altiquai en Champagne bei Karl freiwillig einfinden,
verliert der Widerstand der Sachsen seine Kraft, und
der Sieg des Christentums, der sich 803 zu Selz vollendet,
ist durch die heilige Handlung 775, den Inhalt der dritten
Komposition, bedeutungsvoll vorbereitet. In der Ausführung
war mir hier, weil die Quellen nichts Umständliches
liefern, der freieste Spielraum gegönnt. [...]
Dem Streben Karls, alle Völker des Abendlandes
unter seiner Herrschaft zu vereinigen, wird durch den
Krönungsakt am Christfest 800 erst die höhere
Berechtigung und Weihe zuteil. Der Ausspruch der Kirche
galt als Gottes Ausspruch, und was sie durch das Organ
von St. Petrus' Nachfolger befahl, ward als Wille des
Himmels betrachtet. Seinem guten Patron und Verteidiger
verleiht der dankbare Leo III. durch seine Krönung
eine Würde in der Vorstellung der Völker,
durch welche Karls Gewalt über das Abendland geheiligt
wurde. Die Handlung geschieht in der alten Basilika
St. Peter, über deren Bau und Einrichtung ich Zeichnungen
nach Guttensohn und Knopp eingesehen und, wo dieselben
mangelhaft waren, aus Analogien der Architekturen dieser
Zeit ergänzt habe. Der Kaiser erscheint nach Eginhards
Bericht in der Kleidung eines römischen Patriziers.
Die Blindheit des Papstes, welche in dem Bilde angedeutet
ist, gründet sich auf genaue Aussage der Quellen,
welche ich in den Anhängen der Bredowschen Ausgabe
des Eginhard nachgesehen. [...] - Unter Karls Nachfolgern
ist es keinem gelungen, dieses großen Kaisers
Herrlichkeit zu erneuern. In dem Drange schwerer Zeiten,
welchen das Reich unter den übrigen Karolingern
fast erlag, sucht das niedergebeugte Nationalgefühl
sich durch liebevolle Betrachtung seiner großen
Vergangenheit für den Jammer der Gegenwart zu entschädigen
und die ehrwürdige Gestalt des gewaltigen Karl
bildet sich auf diese Weise in der Volksvorstellung
zu einem Ideal aus, dessen Verwirklichung Ziel und Streben
der kräftigsten Kaiser des Mittelalters wird. In
hoher Begeisterung für die Tugenden seines großen
Ahnen pilgert Otto III. nach Aachen, läßt
sich dessen Gruft öffnen und stärkt sich durch
inbrünstiges Gebet vor der mächtigen
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