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Overbeck, Selbstbildnis mit der Bibel, 1808/1809

Overbecks Kunstauffassung ist von tiefer Religiosität geprägt, die ihm in seinem Elternhaus vermittelt worden war. Er machte sein religiöses Gefühl zum Fundament seiner Kunstübung, die Autonomie der Kunst hielt er für einen Irrweg, dem man durch die Rückkehr in die ursprüngliche Abhängigkeit von der Religion begegnen müsse. Overbeck hatte sich zum Ziel gesetzt, das religiöse Bild zu erneuern. Ein Problem, das er dabei zu überwinden hatte, war, einen Ort für seine Bilder zu finden, da von Seiten der Kirchen, der evangelischen wie der katholischen in der Zeit der Napoleonischen Kriege keine Aufträge zu erwarten waren. Ein Ausweg war in dieser Situation das der persönlichen religiösen Erbauung dienende Andachtsbild.

Friedrich Schlegel hat sich wie Overbeck mit dem Wesen einer christlichen Kunst auseinandergesetzt. Durch seine Stiefsöhne Johannes und Philipp Veit bestand eine Verbindung zu den Nazarenern, doch hat Schlegel seine Überlegungen ohne eine allzu enge Auseinandersetzung mit ihren Werken angestellt.
In der von ihm selbst herausgegebenen Zeitschrift "Europa"

veröffentlichte Schlegel 1803 seine Nachrichten von den im Musée Napoléon ausgestellten Gemälden, worunter sich auch viele aus deutschen Galerien geraubte Bilder befanden. Bis 1805 schlossen sich vier weitere Artikel an, worunter der letzte, mit "Dritter Nachtrag alter Gemählde" betitelte Aufsatz derjenige ist, wo er sich am deutlichsten über das Verhältnis von Kunst und Religion äußert. In diesen Aufsatz flossen auch die Eindrücke ein, die er 1804 in Köln empfing, wo die Brüder Boisserée begonnen hatten, die Zeugnisse der altdeutschen Malerei zu sammeln, die im Zuge der Säkularisation aus den zahlreichen Kölner Kirchen entfernt worden waren. Ihre Sammlung gelangte 1827 in die Alte Pinakothek München.
Zu dem Aufsatz von 1805 verfaßte Schlegel in den 1820er Jahren im Rahmen einer Gesamtausgabe seiner wichtige Zusätze, so daß sein Text die frühe Schaffenszeit von Friedrich Overbeck gleichsam einrahmt.

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