Daß man nun ein jugendliches Gemüt nicht
besser gegen diese Rohigkeit schützen könne
als durch geistreiche und lebendige Hinweisung auf das
hohe Gesetzmäßige, welches äußere
Formen der Naturdinge bestimmt, ist sicher keine Frage.
Hingeführt werde demnach der junge Landschaftsmaler
auf Beachtung des Zusammenhanges, welcher notwendigerweise
gewisse Gebirgsformen mit der innern Struktur ihrer
Massen in Übereinstimmung setzt, und auf die Notwendigkeit,
mit der wieder diese innere Struktur aus der Geschichte
dieser Gebirge folgt, ferner auf die Notwendigkeit einer
gewissen Vegetation für gewisse Standorte, auf
den innern, durchaus regelmäßigen und gesetzmäßigen
Bau des Vegetabils, auf die Umstände, welche die
Entwicklung der Pflanze, des Baumes, des Strauches bald
so, bald so modifizieren, auf die verschiedene Natur
und die verschiedene Bewegung der Gewässer, aufgeklärt
werde er über die eigentümlichen Gesetze der
atmosphärischen Erscheinungen, die verschiedenartige
Natur der Wolken, ihre Bildung und Auflösung, wie
ihre Bewegung. Sind ihm aber so die tiefern Elemente
der Erde, des Wassers, der Luft, wie sie die Grundlage
der verschiedenen Erscheinungen des Erdlebens bilden,
zugänglicher geworden, so mögen nun insbesondere
die Lebenswirkungen des vierten und geistigsten Elementes,
des Feuers, des Lichts, durch dessen Spannung er ja
überhaupt allein zu sehen und zu bilden vermag,
ihm erläutert werden; die Gesetze des Sehens, die
verschiedenen Brechungen und Spiegelungen des Lichtes,
die Entstehung der Farbe, die geheimnisvollen Gegensätze
und Beziehungen der Farbe mögen ihm angedeutet
werden, und so, wenn auch seine ganze Richtung kein
erschöpfendes Eingehen in diese Mysterien gestattet,
werde ihm wenigstens die Ahnung von dem Bedeutungsvollen
der verschiedenen Seiten des Erdlebens, die er nachzubilden
unternimmt, damit er ein solches Nachbilden bei aller
Freudigkeit und Heiterkeit nicht unternehme ohne Ehrfurcht,
ja, nicht ohne Andacht.[...]
Es ist mir ganz außer Zweifel, lieber Ernst, wenn
ein Künstler auf diese Weise zeichnet, so kann
er nicht schlecht zeichnen. [...] Ich weiß übrigens
wohl, daß es auch unter Künstlern von jeher
so fromme und treue Gemüter gegeben hat, daß
ihnen, ihrem innersten Wesen nach, schon alles Nachzubildende
so wichtig und heilig erschien, daß nichts übergangen,
nichts naturwidrig und liederlich behandelt werden konnte;
allein auch diesen werden dergleichen Belehrungen, wenn
auch weniger notwendig, doch immer von Nutzen sein,
denn der beste Wille hilft hier oft nicht, man muß
wissen und erfahren. [...]
[...]
[...] Für den Nachbildner der Erscheinungen des
Erdlebens eröffnet sich nun das weiteste Feld,
wo nur unablässige Übung ihn weiter fördern
kann, denn von den verschiedensten Gebilden soll er
sich nach und nach den wahrhaften Typus einprägen,
daß die Züge gerade dieser Gestaltungen
gleichsam wie von selbst in seinen
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