Von Tieck hatte Runge die Vorstellung übernommen,
daß die Epochen im Wechsel aufeinander folgen,
indem Blüte und Verfall einander abwechseln. Runge
sah sich selbst in einer solchen Umbruchszeit stehend.
Dieses extrem ausgebildete Geschichtsbewußtsein
äußerte sich in der Forderung, daß
jede Zeit ihre eigene, originäre Kunst brauche.
Für das anbrechende Zeitalter konnte es, wenn es
wirklich neu sein sollte, keine Muster geben, die Kunst
mußte demnach von neuem begründet werden.
In dieser Aufgabe sah Runge sein Lebensziel.
Im Kreise der Dresdner Romantiker, zu denen auch Friedrich
Schlegel gehörte, hatte Runge für sich die
"Landschaft" als Aufgabe der Kunst seiner
Zeit erkannt. Diese Präferenz ist jedoch nicht
im Zusammenhang mit den klassischen Gattungen der Malerei
zu sehen, vielmehr ging es Runge darum, in der Landschaft
"Symbole unsrer Gedanken über große
Kräfte der Welt" (Runge in einem Brief an
seinen Bruder vom 9. März 1802) zu finden.
Die "Zeiten"
Wichtigstes Produkt von Runges Überlegungen war
die Darstellung der Zeiten. An diesem Vorhaben arbeitete
er von 1802
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