sowie, auf der anderen Seite, Asmus Jakob Carstens
(1754-1798).Tischbein und Carstens waren fast gleichaltrig.
Sie suchten beide ihre Betätigung auf dem Feld
der Historienmalerei und sahen einen Aufenthalt in Rom
als wichtige Grundlage ihres Schaffens an. Als weitere
Gemeinsamkeit kann man anführen, daß beide
Künstler äußerst theoriegeleitet waren.
Hierin liegt zugleich ihre größte Diffrerenz,
denn sie fühlten sich konträren ästhetischen
Konzepten verpflichtet.
Stellte Tischbein nämlich (wie auch Rode) sein
ganzes Wirken in den Dienst des von Sulzer repräsentierten
Weges, so orientierte sich Carstens an den Schriften
seines Freundes Moritz. Selten sind Theoretiker und
Künstler so eng aufeinander bezogen wie hier. Carstens
und Moritz waren sich in Berlin begegnet, nachdem letzterer
aus Italien zurückgekehrt war.
Moritz' Theorie von der Autonomie der Kunst ließ
den Künstler an Sphären der Erkenntnis teilhaben,
die den Schöpfenden als Vermittler zwischen den
Menschen und einem Absoluten auswies. In der Praxis
äußerte sich diese Rollenzuweisung in der
Ausprägung eines neuen Künstlerhabitus'. Carstens,
der sich seines künstlerischen Ingeniums durch
und durch bewußt war, und der für sich das
Recht reklamierte, sich ausschließlich seinem
Talent verschreiben zu dürfen, verkörperte
diesen in einer für das deutsche Publikum völlig
neuen Weise.
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